Litzmann, C. T. Carl dr.: Das Kindbettfieber in nosologischer, geschichtlicher und therapeutischer Beziehung (Halle, 1844)

Erstes Kapitel: Nosologie des Kindbettfiebers §. 1-10

8 cs nicht, auf dem heutigen Standpuncte der Wissenschaft, bei der Untersuchung eines kranken Blutes «alle ausserhalb der Krankheit liegenden Einwirkungen gehörig zu berücksichtigen und in Anschlag zu bringen. Alter, Geschlecht, Lebensweise, Constitution und Temperament, das wechselnde Yerhältniss physiologischer und pathologischer Se- und Excretionen, son­stige Krankheitszustände, kurz die ganze Mannigfaltigkeit der individuellen Differenzen kommen hier wesentlich in Betracht. Es ist wahrscheinlich, dass die Veränderung, welche das Blut im Kindbettfieber und den analogen Krankheiten erleidet, nicht bloss auf quantitativen Abweichungen der normalen Bestandtheile, sondern auf qualitativen Umwandlungen derselben oder der Neubildung eigentümlicher pathischer Stoffe beruht. Jeden­falls aber ist die Alteration des Blutes beim Kindbettfieber eine specifische. Dies erhellt daraus, dass sie sich gegen andere Blutskrankheiten meistens feindlich beweiset und sie ausschliesst — ein Verhältniss, von dem später ausführlicher die Rede sein wird — dass ihr Vorkommen auf die Zeit des W ochenbettes beschränkt ist, und endlich dass sic in gewissen Organen ei­gentümliche Entzündungen hervorruft, die sich im Allgemeinen durch einen rapiden Verlauf und starke Exsudation characterisircn. §. 4. Von dieser speciiischen Alteration des Blutes, deren Vorhandensein sich zwar aus ihren Wirkungen erschlies- sen lässt, deren Natur aber uns hier, wie überall, unbekannt ist, müssen jene sinncnfälligen Veränderungen des Blutes unter­schieden werden, welche dem Kindbettfieber so wenig, wie irgend einer anderen Krankheit angeboren, sondern die bei jeder fieberhaften Krankheit beobachtet werden können und dem jedesmaligen Character des Fiebers entsprechen. Es sind dies jene Zustände des Blutes, die man schon oft beschrieben, und für diese oder jene Krankheit in Anspruch genommen hat, die jedoch erst in neuerer Zeit ein Gegenstand sorgfältigerer Un­tersuchung geworden sind. Simon hat sie nach ihren chemi­schen Characteren als Hyperinosis, Hypinosis und Spanämie bezeichnet, eine Benennung, die wir der Kürze wegen hier bcibehalten wollen. Bei der Hyperinosis ist die Temperatur des Blutes erhöht; es gerinnt langsamer als im normalen Zustande; 1*

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