Grosse, Johannes dr.: Ignaz Philipp Semmelweis, der Entdecker der Ursache des Kindbett-Fiebers (Leipzig-Wien, 1898)

Zweiter theil. Die Wirksamkeit von Semmelweis in Pest

30 Dokument, da die zweite Hälfte desselben „Korrespondenzen und Stimmen in der Literatur“ für und gegen seine Lehre enthält. Das Werk richtet sich insbesondere gegen die sogenannten ende­mischen Ursachen des Kindbettfiebers. Semmelweis hat in diesem Werke überzeugend nach­gewiesen, dass sogenannte endemische oder epidemische Einflüsse nicht die wahre Ursache des Kindbettfiebers seien. Er sagt in der historischen Einleitung seines Werkes, dass bei der anatomischen Richtung der Medicin die Professoren, Assistenten und Schüler häufig Gelegenheit hätten, mit Leichen in Berührung zu kommen. Dass nach der gewöhnlichen Art des Waschens der Hände mit Seife die an der Hand klebenden Ivadavertheile nicht sämmtlich entfernt würden, beweise der kadaveröse Geruch, den die Hände für längere oder kürzere Zeit behalten. Bei der Untersuchung der Schwangeren, Kreissenden und Wöchnerinnen werde die mit Kadavertheilen verunreinigte Hand mit den Genitalien dieser Individuen in Berührung gebracht und dadurch die Möglichkeit der Resorption und mittelst der Re­sorption die Einbringung von Kadavertheilen in das Gefäss-System der Individuen bedingt. Dass jedoch als inficierender Stoff das sogenannte „Leichen­gift“ in ausschliesslicher Weise nicht angesehen werden kann, hat Semmelweis, wie wir sahen, bereits im Oktober und November 1847 erkannt, was auch schon im Jahre 1847 von Hebra bezeugt worden ist. — Während bereits im Jahre 1848 Michaelis in Kiel, der leider noch in demselben Jahre starb, für Semmelweis ein­getreten war, erklärte sich auf der 36. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte, welche im September 1861 zu Speyer abgehalten wurde, als zweiter Professor der Geburtshilfe, Lange aus Heidelberg für Semmelweis, während die übrigen zu Speyer anwesenden Geburtshelfer, sowie auch Virchow, sich mehr oder minder ablehnend verhielten. Professor Wilhelm Lange, der bis 1880 zu Heidelberg wirkte und ebendaselbst 1881 starb, Verfasser eines Lehrbuches der Geburtshilfe mit Rücksicht auf gerichtsärztliche Thätigkeit, erklärte, dass die zahlreichen Erkrankungen der Wöchnerinnen

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