Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

408 Semmelweis’ Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber. Klinik für Hebammen. November . . 1852 Geburten 265 Todte 13 Mort.-Prct. 4-9 Geburten mehr 37 Todte wenig. August . . . 1850 280 1 0.3 20 1 August . . . 1849 229 4 1., 5 2 Mai . . . . 1850 312 1 0-3 4 gleich Juni . . . . 1849 307 6 1-3 3 gleich Aber, oh Schicksal! die I. Klinik hatte bei weniger Geburten im Sommer, der Zeit des besseren Gesundheitszustandes, zweimal eine grössere und zweimal eine gleiche Sterblichkeit im Vergleiche zur II. Klinik, und nochmals, oh Schicksal! es findet sich unter diesen 5 Monaten auch ein Monat des Wintersemesters der Zeit der Epi­demien, wo die I. Klinik bei 37 weniger verpflegten Wöchnerinnen eine Todte mehr hatte als die II. Klinik. „Dass gefährlich verlaufende Geburtsfälle, behufs eines erfolg­reichen Unterrichtes für Doctoren auf der I. Klinik nach Möglichkeit gezogen wurden und werden.“ Ist während der 5 Jahre, als ich an der I. Klinik war, nie geschehen und wenn es unter Braun geschehen ist, so hat das an der I. Klinik keine grössere Sterblichkeit bedingt, weil im Jahre 1851 mit 46 und im Jahre 1852 mit 11 Todten die Sterblichkeit an der II. Klinik grösser war. „Dass keine spontane Ventilation beim Oeffnen der Thüren wegen der Bauverhältnisse an der Klinik für Aerzte stattfindet. Dass diese Abtheilung bis zum Jahre 1849 viel näher an die Krankensäle des jährlich über 20,000 Patienten verpflegenden Krankenhauses grenzte,“ Im Jahre 1848 starben 45 Wöchnerinnen an der I. Klinik bei Vorhandensein derselben Uebelstände. Der Leser hat gesehen, dass keiner dieser von C. Braun ange­führten Uebelstände stichhaltig sei, und doch sagt er: „Daraus lässt sich an der Schule für Aerzte ganz ungezwungen eine um einige Procent höhere Differenzzahl der Mortalitätslisten erklären, ohne zu der des directen Beweises entbehrenden, auf Vermuthungen basirten Hypothese der cadaverösen Infection flüchten zu müssen.“ Ebenso hat der Leser gesehen, dass die Gründe für meine An­sicht über die Entstehung des Kindbettfiebers durch Carl Braun’s Angriffe nicht im geringsten erschüttert wurden, und Carl Braun sagt dennoch: „Wir können daher keine zur Begründung der Hypo­these der cadaverösen Infection vorgebrachte These nach den im Wiener Gebärhause gemachten Beobachtungen in ihrem ganzen Um­fange bestätigen, wir können die Beschäftigungen am Cadaver durchaus nicht als eine vorzügliche Ursache der Puerperalfieber-Epidemien in Gebärhäusern beschuldigen; wir würden es aber für die grösste Ver­messenheit halten, mit Händen, die selbst nur nach der emsigsten Reinigung einen Leichengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Operation bei einer Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerin zu erlauben oder selbst vorzunehmen.“ Welch’ monströse Heuchelei!!! Warum hat man vor dem Jahre 1847 nicht gesagt und nicht ge- . schrieben: „dass es die grösste Vermessenheit sei, mit Händen, die selbst nach der emsigsten Reinigung einen Leichengeruch bemerken lassen, eine Untersuchung oder Operation bei einer Schwangeren, Ge­bärenden oder Wöchnerin vorzunehmen?“ Wir müssen nochmals ad g) zurückkehren. Wie wir unsere These:

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