Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

gesund, empfangen bald nach dem Auf hören des Experimentes und werfen wieder lebendige Junge. Ad c) antwortet C. Braun: „Die Experimente an Thieren haben dargethan, dass durch Injectionen von Jauche oder Bepinseln des Uterus mit verschiedenen Exsudaten oftmals Kaninchen nach dem Wurfe getödtet werden können, machmal aber auch nicht, und dass Pyaemie bei den Sectionen derselben oft nachgewiesen wurde. Bei diesen Versuchen, die übrigens in der Art und Zeit der Ausführung von der beschuldigten cadaverösen Infection der Ge­bärenden sehr weit verschieden sind, entsteht die Frage, ob durch eine Misshandlung der Thiere nach dem Wurfe allein nicht der Tod und dieselben Sectionsresultate herbeigeführt werden können, da das Einbringen von Eiter manchmal den Tod nicht herbeiführen konnte, und da erfahrene Thierärzte, wie Hayne u. a., es bestätigen, dass bei allen Hausthieren Puerperalprocesse spontan in manchen Zeiten in grösserer Häufigkeit Vorkommen.“ Hierauf haben wir Folgendes zu erwidern: Wenn Carl Braun zugibt, dass die Section bei den Kaninchen Pyaemie nachgewiesen hat, so hat er das zugegeben, was wir mittelst dieser Experimente beweisen wollten, nämlich, dass das Kindbettfieber dieselbe Krankheit sei, welche überall dort entsteht, wo ein zersetzter Stoff in den Kreis­lauf gebracht wird. Was die Unähnlichkeit dieser Experimente und der cadaverösen Infection der Gebärenden anbelangt, darüber haben wir uns schon bei Scanzoni weitläufig genug ausgesprochen. Die Frage C. Braun’s, ob denn durch die Misshandlung der Thiere nach dem Wurfe allein nicht der Tod und dieselben Sectionsresultate hervorgerufen werden konnten, beantworten wir mit einem entschie­denen Nein; die nicht an Pyaemie zu Grunde gegangenen Thiere wurden noch mehr misshandelt wegen der Verzögerung des Experi­mentes. Der Leser erinnert sich, dass Professor Hayne in den Ver­handlungen der Gesellschaft der Aerzte zu Wien die Priorität meiner Ansicht in Bezug auf die Thiere für sich in Anspruch nahm, dass wir aber eine Bestätigung dessen in seinen Schriften nicht gefunden. Professor Hayne sagt nur, das Kindbettfieber komme bei Thieren seltener vor als beim Menschen, und findet den Grund des selteneren Vorkommens darin, dass die Thiere nicht so oft untersucht werden als die Individuen in den Gebärhäusern, wo durch Uebertragung des Contagiums die Krankheit vervielfältigt werde. Hayne constatirt also ein selteneres Vorkommen dieser Krankheit bei Thieren; Hayne lässt angeblich bei Thieren diese Krankheit so entstehen, wTie ich beim Menschen; und Carl Braun beruft sich auf denselben Professor Hayne, um zu beweisen, dass Puerperalprocesse auch beim Thiere epidemisch Vorkommen. Difficile est satyram non scribere. Auch das Argument, welches wir von den Experimenten an Thieren hergenommen haben, hat Carl Braun nicht erschüttert. d) Puerperalfieber-Epidemien kommen nur in Gebärhäusern und nicht ausserhalb derselben vor. _ Ad d) erwiedert Carl Braun Folgendes: „Zu deutlich spricht sich die Geschichte des Puerperalfiebers auch über die Ausbreitung der Puerperalfieber-Epidemien über verschiedene Länder, Städte, Oerter des flachen Landes und hoher Gebirge aus, so wie die Erfahrung der Gegenwart jeden beschäftigteren Geburtshelfer diese gefürchtete Krank­Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers.

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