Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

Die offenen Briefe an Professoren der Geburtshilfe. 493 \ esau, der Arzt des^ Hospitals, schrieb den Grund dieser auffallenden Sterblichkeit dem Umstande zu, dass die Wochenzimmer gerade über dem Saale der Verwundeten lagen. Die Sterblichkeit der Wöchnerinnen stand in geradem Verhältnisse mit der Zahl der Verwundeten. Mit der Verlegung der Wöchnerinnen in den unteren Stock erlosch die Krankheit. Die Beschreibung desselben ist höchst mangelhaft, Es wird nur gesagt, dass die Kranken bis zu ihrem Ende an Blutungen gelitten hätten, und dass man bei der Section die Leichen voller Ab- scesse gefunden habe. § 96. Nicht minder dürftig ist die von Thomas Bartholin aus dem Jahre 1672 gegebene Notiz, die von den meisten Schriftstellern — ob mit Recht, ist schwer zu entscheiden, — auf eine Kindbett­fieber-Epidemie bezogen wird. Sie lautet wörtlich: „anno currente plusculae feminae Hafnienses vei abortum passae, vel difficultate partus mortuos ediderunt, vel sectione per chirurgum sibi extrahi discerpique viderunt, vel febre variolisque exstinctae. Et pleraeque femellas ediderunt, imbecillitatis iudicio. Juvit humida anni con­stitute et frigida, qua laxata uteri ligamenta foetum. ut decet, con- stringere non potuerunt.“ § 97. Genauere Nachrichten hat uns Delamotte über eine Epi­demie hinterlassen, welche zu Anfänge des 18. Jahrhunderts in der Normandie herrschte. „Die Zahl der Erkrankten und Gestorbenen ist nicht angegeben“. § 98. In den Wintermonaten der Jahre 1736 und 1737 wurden Paris und die Umgebung von einer Kindbettfieber-Epidemie heim­gesucht, die viele Frauen hinraffte. „Die Zahl der Erkrankten und Gestorbenen ist nicht angegeben.“ § 99. Kindbettfieber-Epidemie zu Paris im Hötel-Dieu im Jahre 1746. Sie herrschte besonders in den Monaten Jänner bis März; am gefährlichsten war sie im Februar, wo im Spitale von 20 Er­krankten kaum eine gerettet wurde. „Sectionen wurden gemacht.“ § 100. Ueber eine Kindbettfieber-Epidemie zu Lyon im Früh­jahre 1750 hat uns Pouteau, der damalige Oberwundarzt am Hötel- Dieu dieser Stadt, einige Mittheilungen gemacht. „Die Zahl der Erkrankten und Gestorbenen ist nicht angegeben.“ In zwei Fällen wurde die Section gemacht. § 101. Von einer Kindbettfieber-Epidemie, die im Jahre 1760 in London herrschte, erzählt Leake, ohne jedoch eine nähere Be­schreibung derselben. Er sagt nur, dass die Anzahl der im brittisclien Accouchir-Hospital an dieser Krankheit verstorbenen Wöchnerinnen vom 12. Juli bis zum letzten December des Jahres sick auf 24 be­laufen habe. Mackintosh gedenkt in seinem historischen Referate über das Kindbettfieber einer Epidemie zu Aberdeen in den Jahren 1760-61. § 102. Ueber eine sehr mörderische Kindbettfieber-Epidemie zu London im Jahre 1761 finden wir eine kurze Notiz von White auf­gezeichnet; es starben in einem kleinen Privat-Accouchir-Hospitale blos in dem einzigen Monate Juni 20 an Kindbettfieber. § 103. Ueber die gefährlichen Kindbettfieber, die William Hunter beobachtete, fehlt es an genaueren Mittheilungen. In 2 Mo­naten wurden 32 Wöchnerinnen befallen, und nur eine genas. § 104. Im Gebärhause zu Dublin herrschte das Kindbettfieber nach der Angabe von Joseph Clarke zuerst im Jahre 1767, zehn

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