Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

418 Semmelweis’ Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber. Existirt im physiologischen Zustande gar nicht, im pathologischen Zu­stande ist es ein Product des schon vorhandenen Puerperalfiebers, und nicht eine Ursache des Puerperalfiebers. 13. Der durch Verkleinerung des Uterus aufgehobene Druck auf die Nachbarorgane desselben. 15. Verwundung der Innenfläche des Uterus durch die Lostrennung der Placenta. 16. Die puerperale Thrombose und Metrorrhagien. Die puerperale Thrombose existirt, wie wir nachgewiesen, im physiologischen Zu­stande nicht, im pathologischen Zustande ist die puerperale Throm­bose keine Ursache des Kindbettfiebers, sondern das Product des schon vorhandenen Kindbettfiebers. Metrorrhagien sind keine Ur­sachen des Kindbettfiebers. Vor Einführung der Chlor Waschungen an der I. Klinik zu Wien trat, wenige Fälle ausgenommen, im Ge­folge von Metrorrhagien immer Puerperalfieber auf; nach Einführung der Chlorwaschungen war Puerperalfieber nach Metrorrhagien sehr selten zu beobachten. Vor Einführung der Chlorwaschungen wurde die innere Unter­suchung, welche bei Blutungen nothwendig ist, die Entfernung der Placenta, der Blutcoagula etc. mit unreinen Händen vorgenommen, nach Einführungen der Chlor Waschungen mit reinen Händen; es waren mithin die Metrorrhagien nicht die Ursache des Kindbettfiebers, die Metrorrhagien waren blos die Veranlassung zur Einbringung zersetzter Stoffe von aussen mittelst des untersuchenden Fingers, mittelst der operirenden Hand. 18. Unterdrückung der Milcksecretion. 20. Individualität der Wöchnerinnen. 22. Gemüthsaffecte. 23. Diätfehler. 26. Erkältung. 29. Epidemische Einflüsse. Zur Begründung der epidemischen Einflüsse weiss Carl Braun weiter nichts anzuführen, als dass man von Alters her zur Erklärung der durch das Puerperalfieber veranlassten Verheerungen seine Zuflucht zu epidemischen Einflüssen genommen hat; Carl Braun macht es mir zum Vorwurfe, dass ich mich auf die Vergangenheit stütze und daraus kühne Schlüsse ziehe; ich mache es ihm nicht zum Vorwurfe, dass er sich auf die Vergangenheit stützt, sondern ich mache es ihm zum Vorwurfe, wenn er aus der Vergangenheit falsche Schlüsse zieht. Von Alters her wurden epidemische Einflüsse zur Erklärung der Verheerungen des Kindbettfiebers angenommen, folglich existiren epi­demische Ursachen des Kindbettfiebers — ist ein falscher Schluss. Welche Erklärung ist älter? und welche Erklärung ist wahr? Die, welche sagt: die Erde steht, und die Sonne bewegt sich um die Erde, oder die, welche das Gegentheil behauptet? Nachdem Carl Braun die Existenz der epidemischen Einflüsse so unerschütterlich begründet, liefert er eine Abhandlung durch vier Druckblätter über Contagiosität oder Nichtcontagiosität des Kindbett­fiebers. über Contagien, Miasma, Infection als abschreckendes Beispiel, zu welchen Monstrositäten es führt, wenn man ohne Verständniss compilirt; dieses Chaos wollen wir unbeurtheilt lassen. Zu den Ursachen, welche wirklich Ursachen des Kindbettfiebers, aber in meinem Sinne sind, gehören 10. der Geburtsact selbst: 14. zu lange Dauer natürlicher Geburten; 21. operative Eingriffe. Der Ge- burtsact, die lange Dauer der Austreibungsperiode, operative Eingriffe

Next

/
Oldalképek
Tartalom