Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

402 Semmelweis’ Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber. Puerperalprocesse zu folgen pflegen. Gassengeburten erleiden meistens Frühgeburten (ist aequale), in Wien weiset der Wintersemester niemals so günstige Resultate wie der Sommersemester aus, ausgenommen C. Braun versteht unter Frühgeburten die wirklichen Gassengeburten, welche, wenn eine halbe Stunde später eingetreten, im Gebärhause vor sich gegangen wären. Ueber Gassengeburten siehe Seite 124, Zeile 28 und Seite 139, Zeile 29. Ueber Frühgeburten siehe Seite 126, Zeile 4 und Seite 139, Zeile 13 von unten. Auch das Argument, welches wir zur Begründung unserer Lehre den Gassengeburten entnommen, hat Carl Braun nicht erschüttert. g) Muthmasslich kommen in allen Gebäranstalten, in welchen Hebammen unterrichtet werden, und wo eine cadaveröse Infection nicht leicht möglich ist, weniger Sterbefälle vor als in jenen, in welchen Aerzte unterrichtet werden. Ad g) erwiedert Carl Braun: „Auch die Frage, ob denn wirklich die ausgedehnteste Gebäranstalt in der Welt, in welcher 223,868 Wöchnerinnen sammt ihren Kindern bis jetzt eine ganz unentgeltliche Versorgung vom Staate genossen haben, an einer ganz ungewöhn­lichen Sterblichkeit der Wöchnerinnen leide, müssen wir verneinend beantworten. An der Wiener Gratisabtheilung, welche wegen Puerperalfieber- Epidemien niemals geschlossen wurde, wie es sonst in allen angeführten fremden Gebärhäusern durch Monate lang öfters geschah, beträgt das Mortalitätsprocent im Durchschnitte 3,3 (an der Schule für Aerzte 5,„, an der Schule für Hebammen 3,2), zu Paris in der Maternité, wo keinem Studirenden der Zutritt erlaubt ist, 4n, in Dubois’ Klinik 5,6, im Hospital Beaujou, wo gar kein Unterricht ertheilt wird, 16%. Die brittischen Gebärhäuser weisen geringere, die deutschen ein ähn­liches, die scandinavischen Gebärhäuser ein höheres Mortalitätsprocent aus, und zwar ohne Unterschied, ob Aerzte oder Hebammen unter­richtet werden, wie wir im statistischen Theile nachzuweisen ver­suchten. Bedenkt man ferner, dass die Wiener Klinik für Aerzte nicht blos die lethalen Puerperalprocesse, sondern auch die acuten Leiden, wie: Eclampsie, Pneumonie, Meningitis, Apoplexie etc., die zum Studium für Männer von Wichtigkeit sind, ausweiset, dass unbedingt alle Ankömmlinge, auch die aus dem Krankenhause entlassenen siechen Schwängern aufgenommen werden müssen, dass die Zahl der Aufnahmstage um 52 bis 70 jährlich hier höher ist als an der Hebammenschule, während alle verunglückten Geburtsfälle der Residenz und Umgebung aus der ärmsten Volksclasse den Gratisabtheilungen zugeschoben werden, dass Transferirungen von Puerperalfieberkranken in der Regel nicht stattfinden, dass im Wintersemester, der Zeit der Epidemien, die I. Gebärklinik monatlich oft um 100—200 Geburtsfälle mehr aufnehmen musste als die II. Klinik, während im Sommer, der Zeit des besseren Gesundheitszustandes, aber beide Kliniken dieselben, die Klinik der Aerzte ja zuweilen sogar noch geringere Ziffern der Geburtsfälle in den monatlichen Rapporten ausweiset als die Hebammen­schule, wie aus Tabelle Nr. XVII zu ersehen ist, dass gefährlich verlaufende Geburtsfälle behufs eines erfolgreichen Unterrichtes für Doctoren auf die I. Gebärklinik nach Möglichkeit gezogen wurden

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