Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

theilung in diesen acht Jahren immer grösser, die relative Sterblich­keit war in den Jahren 34, 36, 38 an der II. Abtheilung grösser als an der I. Abtheilung; die jährliche Durchschnittszahl des Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Abtheilung betrug 1246 Wöchne­rinnen. Bei gleicher Infection smöglichkeit konnte an den beiden Ab­theilungen keine wesentlich differente Sterblichkeit Vorkommen. In den nächstfolgenden 6 Jahren bis zum Jahre 1847 war die I. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Aerzte, und die II. Abtheilung ausschliesslich Klinik für Hebammen ohne Chlorwaschungen, und bloss in diesen 6 Jahren war die absolute und relative Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte constant grösser; die durchschnittliche Sterblichkeit dieser 6 Jahre war an der Klinik für Aerzte 9,9270, die der Klinik für Hebammen 3,38°/0; das Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der I. Klinik betrug 375. Das Plus der Sterblichkeit dieser 6 Jahre war bedingt durch die pathologisch-anatomischen Untersuchungen der Schüler. In den 12 Jahren nach Einführung der Chlorwaschungen bis zum Jahre 1859 war die absolute Sterblichkeit an der Hebammen­schule im Jahre 1851 mit 46 und im Jahre 1852 mit 11 Todten grösser, als in demselben Jahre an der Klinik für Aerzte. Im Jahre 1851 wurden an der Klinik für Aerzte 799, im Jahre 1852 wurden 1111 Wöchnerinnen mehr verpflegt. Die relative Sterblichkeit war während 5 Jahren an der Klinik für Hebammen grösser als an der Klinik für Aerzte. Die Durchschnittszahl des Plus der verpflegten Wöchnerinnen an der Klinik für Aerzte in diesen 12 Jahren betrug 598 jährlich. Die Chlorwaschungen haben das constante Plus der Sterblichkeit an der Klinik für Aerzte aufgehoben. Mein Satz: „Die Sterblichkeit der Wöchnerinnen ist in der Wiener Schule, in welcher Aerzte, die sich mit pathologisch-ana­tomischen Untersuchungen beschäftigen, unterrichtet werden, constant viel grösser, als in der Hebammenschule,“ bezieht sich auf die 6 Jahre, während welchen die I. Klinik ausschliesslich für Aerzte und die II. Klinik ausschliesslich für Hebammen bestimmt war, ohne Chlorwaschungen. Wenn daher C. Braun diese Zeit ignorirt, und mit dem Winter 1849 beginnt, wo in Folge der Chlorwaschungen kein Unterschied mehr war in der Grösse der Sterblichkeit der beiden Abteilungen, wo die Grösse der absoluten und relativen Sterblichkeit zwischen beiden Abtheilungen schwankte, wo die zwölfjährige durchschnittliche Sterblichkeit an der I. Klinik 3,57 °/o? an ^er H- Klinik 3,06 °’0 betrug, so hat C. Braun durch dieses Manöver nicht die Wahrheit meines Satzes umgestossen, er hat einfach ein Falsum begangen. C. Braun sagt, nach Semmelweis sollen die an der Hand klebenden Leichentheile die Eigenschaft haben, durch innere Exploration der Gebärenden. Puerperalfieber hervorzurufen; und diese meine Ansicht bekämpft er auf 6 Druckblättern; dessenungeachtet sagt er, als er über die desinficirende Eigenschaft des Chlorkalkes zu sprechen kommt, der Chlorkalk schütze nicht gegen cadaveröse Infection, es müsse da­her jedem Schüler auf das Gewissenhafteste anbefohlen werden, keine Gebärende oder Schwangere zu untersuchen, wenn er an demselben Tage einen Cadaver berührt hat. Vor dem Jahre 1847 war mir die Eigenschaft, dass Cadavertheile das Puerperalfieber hervorrufen, nicht bekannt, ich habe daher bei geburtshilflichen Untersuchungen keine Rücksicht daiaui genommen, Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers.

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