Győry, Tiberius von dr.: Semmelweis' gesammelte Werke (Jena, 1905)

Semmelweis' Abhandlungen und Werk über das Kindbettfieber

wichtiger sei zu "wissen, was er jetzt nach zehnjährigen Beobachtungen für wahr halte, als zu wissen, was er vor zehn Jahren für Zweifel gehegt. Und da ich nach geraumer Zeit keine Antwort erhielt, schrieb ich nochmals. In diesem Briefe sagte ich, dass es mir bekannt sei, dass das Kopenhagener Gebärhaus früher in dem Grade vom Kindbettfieber heimgesucht war, dass dessen Existenz bedroht war. (Siehe Seite 191, Zeile 8.) Ich schrieb Levy, was Professor Dietl über das Kopen­hagener Gebärhaus mir schrieb. Ich schrieb ferners, was Professor Braun über das Kopenhagener Gebärhaus sagt. Professor Braun sagt nämlich: „Da dieses das trefflichste und merkwürdigste neu erbaute Gebärhaus ist, in welchem Alles auf- geboten wurde, um den Puerperalfieber-Epidemien Einhalt zu thun, so erlauben wir uns, eine kurze Skizze zu entwerfen, mit der Be­merkung, dass in diesem neuen Gebäude noch keine Puerperalfieber- Epidemie unter Levy’s Leitung aufgetreten sein soll“, und knüpfte daran die Bemerkung, ob er glaube, dass der verbesserte Gesundheits­zustand dem Umstande zugeschrieben werden könne, dass meine An­sicht über die Entstehung des Kindbettfiebers bei der Massnahme zur Verhütung des Kindbettfiebers massgebend war. Darauf erhielt ich folgende Antwort: Kopenhagen, 21. September 1858. „Vorgestern erhielt ich Ihr werthes Schreiben vom 16. d. M., und Ihre dringliche Zumuthung macht es mir zur Pflicht, die Beantwortung schon heute folgen zu lassen. Erstens muss ich aber referiren, dass ich kein Schreiben von Ihnen als Antwort auf mein Schreiben vom Mai d. J. erhalten habe, so dass ich erst durch Ihren vorgestrigen Brief erfahre, dass mein Schreiben richtig empfangen worden ist. Mit diesem Bewusstsein muss ich aber gestehen, dass es mir nicht recht klar ist, wie Sie die Frage mir jetzt stellen können, „ob in Folge Ihrer Ansicht über die Genese des Puerperalfiebers die Veränderungen im Gebärhause zu Kopenhagen getroffen "worden sind, und mit welchem Erfolge.“ Ihre Ansicht über die Genese des Puerperalfiebers hauptsächlich durch Leicheninfection würde, selbst wenn sie uns damals bekannt gewesen wäre, auf den CJmbau und die hygienische Reorganisation unserer Gebäranstalt keinen Einfluss gehabt haben können, wie ich überhaupt nicht einsehe, welchen Einfluss sie auf die Einrichtung irgend einer Anstalt haben könnte. Als Vorsichtsmassregel mag es in die Geschäftsordnung der Anstalt angenommen sein, dass man sich vor Uebertragung cada- verischer Stoffe auf Gebärende durch die Exploration recht hüte; aber auf weitere Einrichtungen der Anstalt kann ich keinen Einfluss davon fassen. Wie ich selbst Ihre Ansicht aufgefasst habe, glaube ich deutlich genug ausgesprochen zu haben. Und haben Sie meinem Schreiben Aufmerksamkeit genug geschenkt, werden Sie sich erinnern, dass wir aus Achtung vor contagionistischen Scrupulositäten schon lange, bevor Ihre Ansichten zum Vorschein kamen, uns vor Puerperal-Leichenin- fection zu schützen gesucht haben. . Dass wir später aus Achtung vor Ihrer Ansicht auch in Be­Die Aetiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers.

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