Schürer, Fritz von Waldheim dr.: Ignaz Philipp Semmelweis (Wien-Leipzig, 1905)

1863-1865. Gynäkologische Arbeiten. Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten der Semmelweis'schen Lehre. Krankheit und Tod

202 glaubt D. die Ursache des zeitweiligen epidemischen Auftretens des fraglichen Leidens zu finden. Ebenso sieht auch D. in diesem Momente und darin, daß nicht jedes Individuum eine gleiche Neigung zur Eiterbildung besitze, wie die Erfahrung lehre, den Grund darin, daß nicht jede Wöchnerin erkranken müsse, wenn auch in jeder an der Placentarstelle eine eiternde Wunde wäre.” Über eine in Dublin im Winter 1861/62 beobachtete Puerperal­fieberepidemie berichtete J. Denham in der Dubl. Quart. Review (Nov. 1862). Breisky referierte darüber in der Prager Vierteljahrschrift (1863, 2). ,,D. bedauert, daß jene Schriftsteller, welche den Infektionscharakter des Puerperalfiebers vertreten, das epidemische Element seines Auftretens vollständig übersehen und unberechtigte Beschuldigungen gegen Ärzte aus­sprechen, welche das Unglück haben, innerhalb des epidemischen Kreises zu leben, und gegen Institute, welche zur Aufnahme von Kranken dienen, welche das epidemische Gift vielleicht schon tagelang vor ihrer Aufnahme in sich trugen.” Er bekämpft die Anschauungen Semmelweis’, Simpson’s und Copeland’s und erzählt eine Äußerung Professor Braun’s, die er kürzlich gelegentlich seines Aufenthaltes in Wien hörte: „Die Studenten sind stets vor­handen, das Puerperalfieber aber nur zeitweilig!’ Über Denh am’s Bericht referierte auch Professor Spaeth ein­gehend in den Med. Jahrb. (1863, 2). „Puerperalfieberepidemien. Denham beschreibt eine solche Epi­demie, welche im Dubliner Gebärhause vom Beginne des November 1861 bis zum 11. Januar des folgenden Jahres, an welchem Tage die Anstalt eben der Epidemie wegen geschlossen wurde, herrschte. Während dieser Zeit kamen 212 Entbindungen vor, nach welchen 46 Mütter von Wochenbettkrankheiten und 8 von Scarlatina heimgesucht wurden. Von ersteren erlagen 28, von letzteren 7. Betreff der Puerperalerkrankungen betrug daher die Morbidität 21'7% und die Mortalität 13'2°/0. Auf Grund dieser Beobachtung sich auf die Aussprüche von Douglas, M’Clintok, Hardy und Kennedy berufend, glaubt D., daß eine große Verwandtschaft zwischen Puerperalfieber, Erysipel und Scarlatina bestehe. Die Ursache davon sieht D. in Vergiftung des Blutes, die wirklich durch epidemische Einflüsse zustande gebracht würde. Dabei sei jedoch die Ivonta­giosität des Leidens durchaus nicht ausgeschlossen.............Endlich bestärkten ihn in seiner Ansicht auch die Aussagen von Braun in Wien und Hecker in München, welche die von ihnen beobachteten Epidemien ebenfalls nicht durch In­fektion im Hause entstanden, sondern durch Einflüsse außerhalb desselben hervor- gervfen erklären. — D. spricht sich daher entschieden gegen die Theorie von Semmelweis aus; glaubt jedoch schließlich, daß wir sowohl betreffs der Natur als auch betreffs der Behandlung dieses Leidens noch viel zu lernen haben............. Hecker (Intelligenzbl. bayr. Ärzte 1862) berichtet über das Etatsjahr 1861 bis 1862 an der Münchener Gebäranstalt .... Die Sterblichkeit stei­gerte sich aufs Höchste im Dezember und Januar ohne nachweisbare Ursache. Nur glaubt H. die „Semmelweis’sche Theorie über die Entstehung des Kind­bettfiebers durch Leichengift” entschieden in Abrede stellen zu müssen, da die Sterblichkeit an der zahlenden Abteilung nicht geringnr war als an der klinischen und da zur Zeit der Osterferien und zur Zeit des Hebammen-

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