Schürer, Fritz von Waldheim dr.: Ignaz Philipp Semmelweis (Wien-Leipzig, 1905)

1850-1855. Geburtshelfer, Primararzt in Pest. Untätigkeit. Heiteres Leben. Anwachsen der gegnerischen Stimmen

106 duums auch durch allgemeine Schädlichkeiten, wie durch Gemütserschütte­rungen, Erkältung usw. hervorgerufen, in der Eegel aber durch eigentümliche Einflüsse, durch Miasmen, Kontagien, zersetzte tierische Stoffe erzeugt werden kann, wobei das fremdartige Eigentümliche als Ferment wirkt und durch Kontakt die Blutmasse in Gärung versetzt.” Als ätiologische Momente der Puerperalprozesse werden angeführt: „1. Die Schwangerschaft selbst; 2. die Hyperinose; 3. die Hydrämie; 4. die Urämie; 5. eine allgemeine Plethora der Schwangeren; 6. eine Disproportion in der Vegetation der Mutter und des Fötus; 7. die durch die Schwangerschaft verursachten Blutstauungen und Stasen. 8. Inopexie des Blutes; 9. das Schwangerschaftsfieber; 10. der Geburtsakt selbst mit der öfter dabei stattfindenden Erschütte­rung des Nervensystems; 11. die Ausgleichung der Hyperinose. 12. die Inopexie des Wochenbettes; 13. der durch Verkleinerung des Uterus aufgehobene Druck auf die Nachbarorgane desselben; 14. zu lange Dauer natürlicher Geburten; 15. Verwundung der Innenfläche des Uterus durch die Lostrennung der Placenta; 16. die puerperale Thrombose und Metrorrhagien; 17. aufgehobene Se- und Exkretion der Lochien; 18. Unterdrückung der Milchsekretion; 19. der schädliche Einfluß toter Früchte; 20. die Individualität der Wöchnerinnen; 21. operative Eingriffe; 22. Gemütsaffekte; 23. Diätfehler; 24. andauernder Durst; 25. zu hohe Zimmertemperatur und mangelhafte Ventilation; 2 6. Erkältung; 27. Sumpf luft; 28. hadaveröse Infektion; 29. epidemische Einflüsse; 30. die verschiedenartigsten den Gebärhäusern eigentümlichen unzweck­mäßigen Verhältnisse.” Zur 15. Ursache des Puerperalfiebers äußert sich Braun folgendermaßen: „Die Verwundung der Innenfläche des Uterus durch den Ge­burtsakt, welche durch Abreißen der obersten Schichten der Uterusschleim­haut (Decidua), besonders aber durch Trennung der Placenta eine große Wundfläche darstellt, wird von vielen als eine der wesentlichen Ursachen der Puerperalprozesse angenommen. Eisenmann hat diese Prozesse mit dem Wundfieber verglichen” und hierauf zitiert Braun Simpson’s Arbeit über die Analogien des Kindbettfiebers und des chirurgischen Fiebers. (Edinb. Monthly Journ. Novemb. 1850.) Zu Punkt 28: „Als die vorzüglichste, ja fast als die einzige Ursache der Puerperal­fieberepidemien suchte Semmelweis im Jahre 1847 die Theorie der kadave-

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