Eisenmann dr.: Die Kindbettfieber (Erlangen, 1834)
Erste Abtheilung. Allgemeine Betrachtung über die Kindbettfieber
7 Krankheiten, die man gewöhnlich mit dem gemeinsamen Namen Kindbettfieber bezeichnet hat, so mannigfaltig und so wechselnd, dafs es unmöglich ist, ein Bild zu entwerfen, welches auf alle Formen dieser Krankheit eine Anwendung finden könnte; denn selbst das Exsudat in die Bauchhöhle, auf welches man noch die gröfste nosologische Bedeutung gelegt hat, ist selbst bey lethalem Ausgang durchaus kein constantes Zeichen. Es haben sich defshalb mehrere Geburtshelfer veranlafst gefunden, unter Kindbettfieber jedes intensive Fieber zu verstehen, welches im Wochenbett vorkomme, und mit den Functionen des Wochenbetts oder dem eigenthüm- lichen physiologischen Zustand der Wöchnerinnen in Zusammenhang stehe. Dafs durch ein solches Generalisiren aber weder die Wissenschaft noch die Kunst gewinnen könne, braucht wohl nicht erst bewiesen zu werden. Gehen wir nun an die Untersuchung der nosologischen und ätiologischen Ansichten, die von verschiedenen Aerzten und zu verschiedenen Zeiten über das sogenannte Kindbettfieber aufgestellt wurden! Hippokrates, Avicenna, Mercatus, Sylvius, Sydenham, Johnson, Mauriceau, Astruc, Boerhave, Heister und Allioni hielten die Unterdrückung oder Zurückhaltung der Lochien für die nächste Ursache der Krankheit, nahmen sohin eine Art Lochien-Metastase an. Felix Platter suchte das Wesen des Kindbettfiebers in einer Entzündung der Gebärmutter und Fr. Hofmann, Burton, Johnston, Kirkland und Brefcld stimmten dieser