Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

Die O’Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphtherischen Larynx-Stenose. 1. Kapitel. Geschichte der Entwicklung der Intubation.1) Wenn jemand, dem das O’ Dwyer sehe Verfahren noch nicht bekannt ist, das heute gebräuchliche Instrumentarium betrachtet und eine Intubation an dem nach Luft ringenden Kranken mitansieht, wird es ihm, wenn auch der Umstand Erstaunen erweckt, daß die Tube in wenigen Sekunden in die Kehle eingeführt wird und die bedrohlichen Erstickungserscheinungen sozusagen momentan aufhören, kaum glaublich erscheinen, daß es Jahr­zehnte, ja fast rund eines Jahrhunderts bedurft hat, bis das Intubations­verfahren in seiner heutigen Gestalt zur Vollendung gelangte. Desault machte 1803 bei einem Patienten mit einer tiefen horizontalen Wunde am Halse, bei dem er zwecks künstlicher Ernährung eine Schlund- sonde in den Magen führen wollte, zu seinem Erstaunen die Wahrnehmung, daß das zufallsweise in den Kehlkopf geratene Rohr von seiten der oberen Luftwege ganz gut vertragen wurde. Etwa zehn Jahre später (1815) ver­wertete Desault diese Erfahrung schon therapeutisch und behandelte ver­eint mit Thullier ein Glottisödem auf diese Weise, und zwar mit vollem Erfolge. Bichat ließ in einem gleichen Falle einen gewöhnlichen Katheter ungefähr 20 Stunden lang in den oberen Luftwegen liegen, gleichfalls mit gutem Resultate. Die Möglichkeit der Larynx-Katheterisation war somit gegeben und die Geschichte unserer Wissenschaft zeigt, daß im Anschluß an diese Er­fahrungen alsbald Versuche von einzelnen nach der Richtung hin unter­nommen wurden, ob es nicht möglich wäre, Krankheiten des Kehlkopfes, so insbesondere den Larynx-Croup auf die Weise zu behandeln, daß ge­wisse Arzneimittel mit Hilfe eines Katheters direkt in den Kehlkopf ge­bracht werden, und Guersant deutete schon im Jahre 1838 an, daß er es nicht für ausgeschlossen hält, wonach Kehlkopf und Luftröhre von an­haftenden croupösen Häuten befreit werden können. Auf Grund solcher Überlegungen entstanden der Reihe nach die Methoden von Horace Green x) Einzelne zur Geschichte der Intubation gehörende ergänzende Daten wurden aus Zweckmäßigke'itsrücksichten in das letzte Kapitel des III. Teiles der Arbeit (Über die sog. Tampontuben und die perorale Intubation) eingefügt. v. Bókay, Die Lehre von der Intubation. 1

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