Bókay, J. von dr.: Die Lehre von der Intubation

I. Teil. Die O'Dwyersche Intubation und deren Ausübung bei der diphterischen Larynx-Stenose

Geschichte der Entwicklung der Intubation. 7 der im Findelhanse seit dessen im Jahre 1869 erfolgter Gründung, also im Laufe von mehr als 13 Jahren heilte. Die Schulter dieser aus zwei Metallblättern bestehenden Tube baute O' Dwyer mit einer Chloro­formlösung von Guttapercha auf, Schichte auf Schichte legend, bis die geplante Dicke des Schulterteiles erreicht war. Nach einiger Zeit versuchte er es mit ovalgeformten Tuben, deren Länge ungefähr einen Zoll betrug und die am Hinterteile ihres oberen Endes mit einem dünnen Spalt für die Einschaltung des Extraktors ver­sehen waren. Von August 1883 bis April 1884 trat in seinen Experimenten am Krankenbett eine Pause ein, um so fleißiger untersuchte er in dieser Zeit die Kehlen von Kinderleichen und nahm sehr genaue Maße der Kinder­kehlen verschiedenen Alters auf. Die Leichenuntersuchungen nahm er im Vereine mit seinem eifrigen Arbeitsgenossen Professor Northrup in einer nur spärlich beleuchteten (skylighted) Kellerlokalität des „Found­ling Hospital“ unter ziemlich mißlichen Verhältnissen vor. Der erste Fall, den er nach Verlauf dieser Studienzeit mit seinen neuen Tuben behandelte, war der eines 2 Monate und 24 Tage alten Säuglings. Die Tube allerkleinsten Kalibers verschaffte dem nach Atem ringenden Patienten sichtliche Erleichterung. O’ Dwyer nahm zu seiner Freude wahr, daß die Tube liegen blieb. Der kleine Patient starb jedoch leider nach 16 Stunden, doch ohne neuerliches Auftreten der Dyspnoe. Der zweite Fall war der eines vierjährigen Mädchens, das er am 21. Mai 1884 intubierte. Die Tube blieb auch hier gut am Platze, nach 67 Stunden entfernte er dieselbe probeweise, mußte sie jedoch nach fünf Stunden wieder einführen. Während des Versuches der Reintubation schloß das Mädchen die Zahnreihen so krampfhaft, daß 0'Dwyer außerstande war, seinen Finger hinein oder heraus zu bewegen und gezwungen war, die Chloroformnarkose einzuleiten, um die Operation zu vollenden. Die Tube wurde drei Tage später ausgehustet und eine neuerliche Intubation war nicht mehr notwendig. Dies war die erste vollkommene Heilung auf dem Gebiete der Intubation und somit ein Ereignis von hoher Bedeutung in der Geschichte derärztlichen Wissenschaft. 0’ Dwyer wurtete mit großer Besorgnis auf das Wiederkehren der Stimme, nachdem jedoch der Husten den lauten Charakter bewahrt hatte, beruhigte er sich, weil, wenn die Stimmbänder auch nur teilweise beschädigt worden wären, der Husten aphonisch gewesen wäre. Auch dieser Fall zeigte die Notwendigkeit einer entsprechenden Mundsperre, die er bald darauf auch anfertigen ließ. Außer diesem Kinde behandelte er noch zwei weitere Fälle mit derart geformten Tuben, die aber tödlich endeten. Die Schleimhaut drang in die Lücke der Tuben ein und dieser Umstund bot Gelegenheit zur Sekret­anhäufung. Doch gleichgeformte Tuben ohne diese Lücke, die auch einen andersförmigen Extraktor erforderten, blieben auf keine Weise in der Kehle, insolange er nicht sehr lange Tuben wählte, w^as wieder darauf hindeutete, daß die früheren Tuben durch jene Schleimhautfalte fixiert wurden, die durch den für den Extraktor bestimmten Spalt eindrang. Letztere Tuben benützte er bloß in fünf Fällen, deren einer, nachdem die Tube zehn Tage lang saß, im Dezember 1884 heilte. Die Tube wnirde in diesem Falle

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