Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)

Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - D. Verschiedene Zustände der Hernien, ihre Symptome und Diagnose - III. Eingeklemmte Hernien

32 Diesen localen Vorgängen entsprechend, wird auch der Ge- sammtorganismus in Mitleidenschaft gezogen, und zwar tödtlich in dem Falle, wenn das örtliche Uebel von einem so hohen Grade und einer solchen Ausdehnung und die Function der eingeklemmten Theile von solcher Wichtigkeit sind, dass hiedurch die Bedingungen des Lebens in ihrer Wesenheit beeinträchtigt werden. Dann sterben auch die oberhalb der Einklemmung liegenden Theile brandig ab. In günstigeren — jedoch seltenen — Fällen überschreitet der Brand die Incarcerationsstelle nicht, der gangränescirte Theil stosst sich durch eiterbildende Entzündung ab, und wird nach Eröffnung des Abscesses mit dem Eiter entfernt. War in einem solchen Falle ein Darmbruch vorhanden, so kommt mit dem Eiter zugleich auch Koth zum Vorscheine. — Starb ein kleinerer Theil der Darm wand bran­dig ab, und zieht sich das durchlöcherte Darmrohr von der Bruch­pforte zurück, so wird sich durch das Darmloch der Koth in die Bauchhöhle ergiessen und gleichfalls — binnen wenigen Stunden — den Tod herbeiführen. Kann sich aber die durchlöcherte Darm­schlinge aus der Bruchöffnung nicht zurückziehen, weil sie durch das Exsudat einer adhäsiven Entzündung an die Innenfläche des Bruchhalses gelöthet ist, so wird sich der Koth durch den Abscess nach aussen entleeren, und wir werden bei dem am Leben bleibenden Kranken, an der Bruchstelle entweder eine langsame Vernarbung oder eine Kothfistel oder einen regelwidrigen After beobachten. Die durch Einklemmung bedingten pathologischen Zustände sind: Kurze Zeit nach der Einklemmung zeigt sich in dem incarcerirten Organe Gefässinjection, welche später durch das unter das Bauchfell ergossene Blut verwaschen wird, wobei die Theile bläulich, purpurroth oder von bräunlicher Farbe erscheinen. — Alle diese dunklen Färbungen können Folgen einfacher Congestion sein; dabei dauert der natürliche Glanz und die normale Consistenz der Theile fort. — Hiezu gesellen sich in Kurzem krankhafte Aus­schwitzungen in grösserer oder geringerer Masse, und zwar in die Höhle des Bruchsackes reines oder mit Blut gemischtes Serum, so wie in das Parenchym des eingeklemmten Organs seröses Exsudat, wodurch dasselbe anschwillt und dick wird, während das Darmrohr sich mit Gas und Flüssigkeit füllt. — All diese pathologischen Vorgänge sind Folgen des mechanischen Einflusses der Incarceration, der Quetschung. Tritt zu diesem Zustande Entzündung hinzu, so zeigen die Theile eine lebhaftere Röthe, an ihrer Peritonealhülle er­

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