Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - B. Pathologische Beschaffenheit der Hernien
beim Vorfall der Gebärmutter u. s. w., wo in die Aussenkung des Penitoneums die Organe von freien Stücken sich hineinschieben. Der anfangs rundliche Bruchsack ändert während der Ent- wicklung der Hernien seine Form , je nach der Verschiedenheit der Gewebe, die er passirt, und des Druckes von Seite der Organe, welche er enthält, und nimmt bald eine eylindrische. bald eine ovale, eine birn- , kegel- oder unregelmässig taschenförmige Gestalt an. Bei Vorlagerungen von Organen, die eines Peritonealüberzugs ermancreln, fehlt auch der so eben beschriebene Bruchsack. z. B. O 7 7 bei Blinddarm- oder Blasenhernien. §. 14. Inhalt der Hernien. Der Zwölffingerdarm und die Bauchspeicheldrüse ausgenommen, können alle Eingeweide der Bauchhöhle den Inhalt von Hernien abgeben ; am häufigsten findet man jedoch als solchen den Dünndarm und das Netz. Das betreifende Organ kann mit einem grösseren oder geringeren Theil seines Volums hervortreten , so dass manchmal nur eine Darmwand, oft eine oder mehrere Darmschlingen, in einzelnen Fällen der grössere Theil der Bauchorgane vorliegt (Eventration). Nach Verschiedenheit des Inhalts theilt man die Brüche ein: in Darmbrüche (enterokele, von ivrfpov Darm und Geschwulst), Netzbrüche (epiplokele von e?u7coov), Darmnetzbrüche (entero- epiplokele) , Gebärmutterbrüche (von pyri/p Uterus), Blasen- brüehe (von kvctis Blase) u. s. w. §. 17. Pathologische Folgen und Wirkungen der Hernien. Nachdem wir diese allgemeinen Begriffe über die Beschaffenheit und Entwicklung der Hernien vorausgeschickt haben, wirft sich uns im natürlichen Uebergang die Frage auf: welchen Einfluss die Vorlagerungen auf die benachbarten Gebilde ausüben? welche Veränderungen der aus seiner normalen Stelle getretene Theil erleidet? und in welcher Weise durch diesen pathologischen Vorgang die entfernteren Organe und der Organismus im Ganzen affieirt werden ? 1. Bezüglich des Einflusses auf die angrenzenden Gebilde und ihre Textveränderung haben wir schon oben erwähnt , dass bei einem langsamen und stetig zunehmenden Drucke die Muskeln und Aponeurosen ausgedehnt, die Fasern der er15