Balassa, J. V.: Unterleibs-Hernien . Vom klinischen Standpunkte mit topographisch- und pathologisch-anatomischen Daten beleuchtet (Wien, 1856)
Erster Abschnitt. Von den Unterleibshernien im Allgemeinen - A. Anatomische Verhältnisse
6 und ihre Sehnenfasern verfilzen sich dicht zur Bildung der Aveissen Bauchlinie. Sie ziehen sich, nach Thomson, von einer Seite zur anderen hinüber, und da sie in schiefer Richtung mit einander verwebt werden, stellt die weisse■ Bauchlinie eine über kreuz gewehte Sehnenhaut dar. Ihr Gefüge ist überall dicht, nur stellenweise weichen ihre Fasern auseinander, um die zur Haut ziehenden Gefässe und Nerven durchzulassen. Diese Punkte können ebenfalls zum Austritte von Hernien dienen, wenn die kleinen Lücken krankhaft erweitert werden. Endlich ist der Nabel einer der häufigsten Sitze von Hernien, als eine solche Stelle der weissen Bauchlinie, wo das im Grossen Statt findet, was wir eben von ihren Gefäss- und Nervenpassagen gesagt haben. Der Nabel ist nämlich nichts Anderes als eine Sehnen- und Faserlücke, welche im embryonalen Zustande die Keimblase enthält und umgibt, deren innerer, in der Bauchhöhle befindlicher Theil zum Darme wird, der äussere aber, das sogenannte Nabelbläschen, vertrocknet. Dort, wo das Nabelbläschen in einzelnen seltenen Fällen sich erhält, kann die angeborne Nabelhernie beobachtet werden, d. h. die Vorlagerung eines Darmtheiles in den Nabelstrang. Bei einer normalen Entwicklung des embryonalen Organismus schnürt sich das Nabelbläschen ab und verwelkt, und bei der Geburt erscheint in dem Sehnen Zwischenräume — dem Nabel — nur der Nabelstrang, welcher sich nach der Geburt ebenfalls schliesst und vertrocknet. Geht dieser Bildungsvorgang regelmässig von Statten, so gewinnt die Narbe dadurch an Stärke, dass die Nabelstrangge- fässe sich in divergirender Richtung nach oben (die Vene) und unten (die Arterien) verästen und einen Kegel bilden, dessen Spitze gerade in die Nabelöffnung fällt. Die Zusammenziehung des Nabels hält mit diesem Vernarbungsprocesse nicht immer gleichen Schritt, und daher kommt es dann, dass, wenn nach der Geburt ein Nabelbruch entsteht, dieser zw ischen dem verwelkten Nabelstrange und der Nabelöffnung Statt hat. §. 7. Innerste Bauehfascie. Auf die oben beschriebene Muskelschichte folgt eine dünne Bindegewebsfascie, Avelehe sich beinahe über die ganze Bauch- und Beckenhöhle ausdehnt, und mit dem Knochen-, Sehnen- und Muskelgehäuse des Unterleibes stellemveise fest und stellenweise nur