Evangélikus kerületi lyceum, Késmárk, 1902

40 Anna. Auch ich sehe darin die grösste Sühne. Seit Kárpáthi sein Herz dir zugewendet, schien’s mir wie eine Botschaft aus dem Jenseits, Bertha. Die mir Glück verkündet; dir, liebe Mutter, Frieden ver- heisst und dem Vater Vergebüng bringt. Anna. O, möchte es doch so kommen! Dein Vater ist jetzt ge­wählter Richter dieser Stadt und er thut, als hätte er immer recht ge­handelt. Doch ich muss vor ihm schweigen. Schweige auch du, mein Kind. Verhüte, dass seines Zornes Flammen über Kárpáthi’s Haupt verderblich zusammenschlagen. Bertha, (setzt sich an’s Fenster) Ich schweige, ich verstumme und sehe zu, wie sich die Gasse nach und nach belebt. Sie war wie ausge­storben. Nun kommen Studenten an aus allen Gegenden Heute kommen die Schlesier, ihnen ziehen ungarische Studenten bis zur „Untern Mauth“ entgegen, die bringen ihnen den Willkommgruss entgegen. Anna. Wie du dich hinreissen lässt! Bertha. Ich denk’ dabei an Kárpáthi. Anna. Heute bleibe hübsch zu Hause. Du weisst, der Vater sieht nicht gerne lärmende Aufzüge der Studenten. Wie ärgerte es ihn, als neulich Kárpáthi zu seinem Namenstag von den Studierenden gefeiert wurde, und zwar als ein Musterbild der Jugend; (halblaut) ein herrlicheres findet man kaum. Bertha. Das ist’s ja, theure Mutter, was mich begeistert, umsomehr, als jetzt auch der Vater sehnlichst wünscht, in den Besitz von dessen Ge­dichten zu gelangen (ab). Zweite Scene. (Goldner, bald darauf Anna.) Goldner. Da hab’ ich endlich eine Abschrift von den vermaledeiten Gedichten (setzt sich und liest:) Nun braust ihr Stürme her und hin, Wir ziehen frischen Muths dahin, Wir ziehen durch die weite Welt Und treiben’s, wie es uns gefällt. (Steht auf, geht heftig auf und ab.) Anna, (langsam eintretend) Was erregt dich wieder so mächtig! Goldner. Lies das tolle Zeug, das wird jetzt in die Welt geschleudert! Anna, (liest, faltet die Schrift zusammen) Ich begreife nicht deinen Zorn! Goldner. So weit ist’s gekommen, wie unter meinem Amtsvorgänger, wo die Studenten mit friedlichen Bürgern in Leibitz anbandelten und rauften. Und als sie den Kürzern zogen, nach Késmárk um Hilfe schickten; dann verstärkt drauf losgingen. Wäre nicht der Lyceal-Rector erschienen . . . .

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