Papers and Documents relating to the Foreign Relations of Hungary, Volume 1, 1919–1920 (Budapest, 1939)

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IO 1919 biete Westungarns mit Deutschösterreich wieder vereinigt wer­den. Sind doch die Bewohner Deutsch-Westungarns und der niederösterreichisch-steiermärkischen Ostgrenze seit Jahrhun­derten ein Fleisch und ein Blut und nur künstlich durch die gewaltsame Magyarisierung des alten Regimes zeitweise einander entfremdet worden. Die Friedenskonferenz hat dem Standtpunkte der deutschösterreichischen Regierung Rechnung getragen und in ihrer Antwortnote am 20. Juli den Entschluss kundgegeben, dieses Gebiet Deutschösterreich zuzusprechen. Die deutschöster­reichische Regierung betrachtet diesen von Vernunft und Ge­rechtigkeit diktierten Beschluss der Westmächte als unabänder­lich. Der Herr Minister des Äussern der gegenwärtigen Regierung 1 spricht von einem überaus peinlichen Eindruck, den die Ent­schliessung Deutschösterreichs, die Ruhe und Ordnung in den deutschen Gebieten Westungarns mit unseren Sicherheitsorganen aufrecht zu erhalten, angeblich deshalb hervorrief, weil Deutsch­österreich während des Terrors keine Intervention beschlossen habe. 2 Demgegenüber betont die deutschösterreichische Regie­rung, dass sie infolge des früher ausgesprochenen Grundsatzes weder in der Vergangenheit noch gegenwärtig eine Politik der Intervention in Ungarn betrieben hat, noch in Hinkunft betrei­ben wird. Sie sorgt einfach für die Sicherheit und Ordnung im ganzen Umfange ihrer Verantwortlichkeit und überall dort, wo es das Wohl des eigenen Volkes erfordert. In diesem Sinne erwächst der deutschösterreichischen Regierung aus der durch die Friedensbedingungen kundgegebenen Absicht, unsere Stammes­genossen in Westungarn mit uns zu vereinen, die ernste Pflicht Zur Fürsorge, dass dieses Land nicht in letzter Stunde Requi­sitionen preisgegeben und in erschöpftem Zustande mit Deutsch­österreich vereinigt werde. Die dringendste Notwendigkeit, gerade im gegenwärtigen Augenblicke einzuschreiten, ergibt sich über­dies daraus, dass gerade jetzt die Ernte am Felde steht oder bereits eingebracht ist und die schwere Notlage, in der sich un­ser ganzes Volk befindet, die ungestörte Gewinnung und den gesicherten Absatz der Bodenfrüchte für das westungarische Volk wie für uns allen Organen der öffentlichen Gewalt zur heiligen Pflicht macht. Ein Vorgehen der neuen ungarischen Regierung, 1 Lovászy. 2 Supra, Doc. No. 4.

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