Papers and Documents relating to the Foreign Relations of Hungary, Volume 1, 1919–1920 (Budapest, 1939)

Documents

172 1920 lungen, die unsere Öffentlichkeit erregen, würden sich, wenn sie den Tätern nicht als usurpierte Amtshandlungen vorschweb­ten, als versuchter oder vollbrachter Menschenraub zu quali­fizieren sein. In der jüngsten Zeit ist ein beträchtlicher Teil unserer Öffentlichkeit durch eine den diplomatischen Usancen zuwider­laufende und hierländische Hilfen nicht verschmähende Presse­agitation aus den Kreisen der Gesandtschaft selbst beunruhigt. Es erscheinen Artikel mit voller Namenszeichnung, es werden Staatsakte und Antworten auf sie vorzeitig der Öffentlichkeit mitgeteilt und, bevor sie von uns kundgemacht sind, mit Ent­gegnungen bedacht, wodurch der Anschein erweckt wird, als ob Zeitungspolemiken den diplomatischen Notenwechsel ersetzen sollten. Hiedurch wird eine Athmosphäre geschaffen, in der man sich nicht wundern darf, wenn es schliesslich zu Presse­angriffen gegen exterritoriale Personen kommt. Die Abwehr sucht eben dieselbe Arena, die der Angriff gewählt hat. Mag sich vieles an diesen Dingen daraus erklären, dass unsere Zeitungen, deren Mitarbeiter und deren Leser noch in den Gewohnheiten der Vergangenheit befangen sind und sich mit der Tatsache noch immer nicht abgefunden haben, dass die frühere Reichsgemeinschaft ein Ende gefunden hat, so wäre doch zu erwarten, dass das amtliche Ungarn, welch'immer die dort herrschende Richtung sein mag, sich jene Zurückhaltung auferlege, die ein souveräner Staat dem anderen gegenüber zu beobachten pflegt. Insbesondere wäre erwünscht, dass die Buda­pester Regierung ihre hier weilenden Staatsbürger dahin auf­kläre, dass sie auf österreichischem Boden sich jeder Politik, namentlich aber des Versuches zu enthalten haben, politische Tendenzen der Heimat auf österreichischen Boden hinüber­zutragen, dorthin zu verpflanzen oder von dorther zu nähren. Die Nichtbeachtung dieser Rücksicht — wir hatten darüber zur Rätezeit und später in gleicher Weise zu klagen — und das Hinüberspielen gewisser Selbsthilfeaktionen, wie sie in Ungarn letzterer Zeit vorkommen, über die Grenzen des ungarischen Staates hinaus, haben in Wien jene Beunruhigung erzeugt, aus der heraus die in Rede stehenden bedauerlichen, aber doch erklärlichen Presseangriffe entstanden sind. Genehmigen, etc.

Next

/
Oldalképek
Tartalom