Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - Vorwort

VIII Als Muster hatte das „Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs“ 5) zu dienen, dies war jedoch nur dem grundsätzlichen Aufbau, nicht aber dem Umfang nach möglich. Das genannte Inventar wurde in 16 Jahren von 13 wissenschaftlichen Beamten bearbeitet, es konnte 1940 seinen letzten (fünften) Band vorlegen. Das Kriegsarchiv mußte anders rechnen, es war zu berücksichtigen, daß sein Inventar in nur wenigen Jahren fertig sein müsse, und daß — auch wegen der beschränkten Zahl von Mit­arbeitern — der Umfang entsprechend klein zu bemessen sei. So ergab das Kalkül ein nur zweibändiges Inventar, herzustellen in ungefähr 4 Jahren mit 7 Bearbeitern. Die Verfassung des Inventars wurde mit einer zweiten Arbeit verbunden. Die Geschichte des Kriegsarchivs von Johann Langer6) hört mit dem Jahre 1900 auf. So ergab sich die willkommene Gelegenheit, das nächste halbe Jahrhundert Archivgeschichte in das Gesamtinventar einzubauen. Schließlich wurde ein kurzer Hinweis über Militaria in fremden Archiven aufgenommen, damit die Forscher daran erinnert werden, daß auch andere Archive über sehr beachtliche Quellen zur Geschichte der Landesverteidigung verfügen, was gar nicht selten übersehen wird. Wenn noch die Schwierigkeiten, die sich der Fertigstellung des Inventars entgegenstellten, berührt werden, geschieht dies zu dem Zwecke, gewisse, dem Inventar bedauerlicherweise anhaftende Mängel zu erklären. Zunächst gestalteten sich die Rückstellungen an die früheren Eigentümer jenes Archivgutes, das von den Deutschen in den Jahren 1938 bis 1945 nach Wien gebracht worden war, und nun wieder nach mühevoller Aussortierung ausgefolgt werden mußte, äußerst zeitraubend. Nicht mindere Anforderungen stellten die Rücklagerungen des eigenein Archivgutes, das man wegen des Bombenkrieges außerhalb des Archivs verlagert hatte. Hand in Hand damit benötigte die Neuordnung der rückgelangten, oft vermengten und beschädigten Bestände beträchtlichen Arbeits- und Zeitaufwand. Nach dem Ende des zwei­ten Weltkrieges setzte ferner eine außerordentliche Steigerung der laufenden Geschäftsstücke ein, welche personalrechtliche Erhebungen für Kriegsteil­nehmer des In- und Auslandes betrafen und unaufschiebbar erledigt werden mußten, handelte es sich doch um Existenzfragen weiter und schwerbetrof­fener Bevölkerungskreise. Die wissenschaftlichen Arbeiten des Archivs für Forscher, für wissenschaftliche Institute und für Ausstellungen innerhalb und auswärts des Archivs mußten schließlich ihren Fortgang nehmen, sollte das Archiv seine ihm von altersher vorgezeichnete Mission weiter erfüllen. Zu allem kam der Personalabbau vom Jahre 1945, verbunden mit einem wieder­holten Wechsel auf wichtigen Dienstposten. Von den ursprünglich bestimmten Inventar-Bearbeitern schieden fünf aus, einer war lange erkrankt und zwei später hinzugekommene Beamte mußten neu eingeführt werden, fachliche Hilfskräfte fehlten zeitweise. Ganz besonders behindernd wirkte sich der in den Apriltagen 1945 ein­getretene Verlust zahlreicher Archivbehelfe aus, plötzlich gab es große Archivkörper ohne jeden Orientierungsbehelf. Da es in der zur Verfügung gestandenen Zeit natürlich unmöglich war, ganze Archivkörper umzuschlichten, 5) Wien 1936 bis 1940. 6) Das k. u. k. Kriegsarchiv von seiner Gründung bis zum Jahre 1900, Wien 1900.

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