Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 5. Das Kriegsarchiv als wissenschaftliche Anstalt

45 Unterlage für alle weiteren Inventarisierungsarbeiten bestimmt ist. Wenn am internationalen Kongreß der Archivare und Bibliothekare zu Brüssel im Jahre 1910 die Veröffentlichung der Archiv-Inventare beschlossen wurde, so blieb das KA. doch hievon unberührt, da es zu jener Zeit als das Militärarchiv Österreich-Ungams eine Sonderstellung unter den staatlichen Archiven ein­nahm und aus verschiedenen Ursachen eine Inventar-Veröffentlichung nicht angezeigt erschien. Die Jahrzehnte seit 1918 waren dann alles eher als für großangelegte Inventarisierungsarbeiten geeignet, man mußte zufrieden sein, in den bewegten Kriegs- und Umsturzzeiten die bestehende alte Ordnung immer wieder herstellen zu können, ohne neue Arbeiten beginnen zu müssen. Erst die Vereinigung mit dem ÖStA. im Jahre 1945 ließ den Gedanken eines Gesamtinventars für das KA. wieder aufleben und im J ahre 1947 wurden die hiezu nötigen Weisungen21) erlassen. Hand in Hand mit den Arbeiten für das Gesamtinventar erfolgte eine Neuordnung der Archiv-Behelfe, von denen bis zum Jahre 1952 die wichtigsten — 280 mit 1300 Verzeichnissen — überprüft und ergänzt werden konnten. Eine Zählung der zu den AB. gehörenden Kartothekblätter ergab 5,360.000 Stück. Das KA. stand immer unter den Einwirkungen der langen Kriegszeiten, in denen das Personal im Felde war und alle Arbeiten stockten. Es währte bis zum Jahre 1818, als endlich ruhigere Zeiten eintraten und in den 3 Jahr­zehnten bis 1848 konnte fruchtbarste Arbeit geleistet werden. Die Akten wurden chronologisch geordnet, faszikelweise protokolliert, zu den Protokollen traten Personal- und Real-Indices. Die vom Archiv-Direktor Obst. v. Néme- thy (1868—1871) beantragte Anlage von Akten-Repertorien fand unter der Direktion FML. v. Sacken (1876—1886) ihre Verwirklichung, ohne allerdings beendet werden zu können. Es gelang aber immer, die ver­schiedenen Arbeitskrisen zu überwinden und in friedlichen Zeiten aufzuarbei­ten, was Kriegszeiten vorher verhindert hatten. Schon 1872 konnte Gustav Bancalari22) über das KA. schreiben: „Mit Behagen geht man an die Erörterung dieses Archivs ... Da ist keine, auch nicht die kleinste Partie, welche nicht genau registriert, kein wichtiges Schriftstück, welches nicht kopiert wäre, kein Jahrgang, der nicht zur unmittelbaren wissenschaftlichen Benützung bereit läge ... Kein Archiv der Welt ist für den Geschichtsschreiber so handsam zubereitet, wie das k. k. Kriegsarchiv.. 1900 schrieb Langer23), daß die „mit Konsequenz durchgeführte Re­gistrierung der Akten den Grund zu jenen mustergültigen Einrichtungen legte, welche heute die Schriftenabteilung des Kriegsarchivs so vorteilhaft auszeichnen“, und im Jahre 1906 bezeichnete Oswald Redlich24) in einem Schreiben an den damaligen Direktor Emil v. Woinovich das KA. „als das bestorganisierte und an wissenschaftlicher Leistung hervorragendste unter den öffentlichen Archiven Wiens.“ Wie in allen großen Archiven spielte auch im KA. die Skartierung eine wichtige Rolle, dies umsomehr, da in das KA. nicht nur archivreif ge­wordene Akten der Zentralstellen, sondern auch die nach jedem Feldzug unmittelbar abzugebenden Feldakten gelangten, welch’ letztere natürlich nicht 21) KA. Z. 1530/1947. 22) Die k. k. militärischen Archive in Wien und ihre Verwertung, Wien 1872, S. 18 und 41. 23) A. a. O., S. 49. 24) KA. Z. 615/1906.

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