Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)
I. Band - 2. Das Kriegsarchiv im Rahmen der Staatsverwaltung
23 Was die Jahre der deutschen Okkupation von 1933 bis 1945 anlangt, ist nicht viel zu sagen. Die Aufteilung des KA. in 4 selbständige Institute, deren jedes für sich einer anderen obersten Dienststelle unterstand, zerriß das einheitliche Gefüge des alten KA. Im „Heeresarchiv“ nahm einen großen Teil der Tätigkeit die Behandlung von Personalangelegenheiten ein, sodann wurden aus den vom Deutschen Reich 1938—1945 besetzten Gebieten viele Archivalien nach Wien gebracht, die nach 1945 wieder zurückgestellt werden mußten, schließlich wurde viel Arbeit auf die Verlagerung aufgewendet, auch der zunehmende Bombenkrieg mit den wiederholten Luftalarmen trug dazu bei, daß nach und nach die normale Tätigkeit aufhörte, die wissenschaftliche Tätigkeit wurde fast zur Gänze eingestellt. Dieserart blieb das Archiv — wie auch das Marine- und Luftfahrtarchiv und die „Heeresbücherei“ — von organisatorischen und anderen „Gleichschaltungen“ verschont, was es ermöglichte, nach der Befreiung Österreichs 1945 die 4 selbständigen Einrichtungen ohne besondere Hindernisse wieder in einen Körper, in das alte Kriegsarchiv, zu vereinigen und nach den vor 1938 in Geltung gestandenen Vorschriften zu verwalten. Das Heeresarchiv gliederte sich 1938—1945 in „Sachgebiets-Gruppen“ u. zw.: I. Militär-Zentralstellen und Personalakten, heute Abt. 3undl; II.Feldakten aller Kriege, heute Abt. 2; III. österreichisches Bundesheer, heute Abt. 4; IV. Karten- und Bildersammlung, heute Abt. 5 und 7; V. Technische Akten, heute wieder eingeordnet in die zugehörigen Abt., denen sie entnommen waren. Der Dienstbetrieb von 1938—1945 basierte auf den überkommenen Vorschriften, da sich einmal erlassene Dienstvorschriften gerade in einem Archiv nur sehr schwer ersetzen lassen. Die Bestände müssen, sei es für den Staat, sei es für die Wissenschaft, ständig greifbar sein, während doch wesentliche Änderungen in Ordnung und Verwaltung die Benützung unter Umständen für lange Zeit unterbinden. Die letzten grundlegenden Dienstordnungen sind im KA. seit 6 Jahrzehnten in Geltung und es kann sich bei ihrer erfolgten Erprobung nicht darum handeln, sie durch vielleicht modernere zu ersetzen, wozu Personal, Zeit und Geldmittel nicht ausreichen würden, als vielmehr darum, das vorherrschende System in restloser Ordnung zu erhalten. Auf diese Art wird der dauernden Benützbarkeit am vorteilhaftesten gedient. Im Jahre 1952 war die Neugliederung des KA., wie sie nach den Ereignissen von 1938 bis 1945 notwendig geworden war, abgeschlossen und das Archiv zeigt gegenwärtig folgendes Bild: Archivleitung mit der Archiv-Kanzlei (diese mit Kanzleiregistratur, Forschersaal, Ausstellungsgang, Buchbinderei, Hauszentrale und Haus-Verwaltung), der ungarischen Archiv-Delegation, der Mil.-M ariaTheresien- Ordens-Stiftung und den Gruppen für Aussortierung und Skartierung. — Abt. 1 (Muster- u. Standeslisten, Grundbuch u. Qualifikations-Dokumente, Militär-Gerichts-Archiv), Abt. 2 (alte Feldakten, neue Feldakten, Auszeichnungsakten, Mil. - Maria Theresien - Ordens-Archiv, Mémoires, Manuskripte, Nachlässe, FM. Graf C o n r a d - Archiv), Abt. 3 (Oberbefehl, Zentralstellen, Generalkommandos, Anstalten), Abt. 3/M = Marine-Archiv (Archiv der Kriegs-Marine, Marin earchiv-Bibliothek, Plan-Sammlung, T e g e 11 h o f f-Archiv, Forschungsreisen-Zimmer), Abt. 4 — Bundesministerium f. Landesverteidigung (Volkswehr, österr. Bundesheer, Miliz, Archiv- Stab, Staatskanzlei-Heeresamt), Abt. 4/L = Luftfahrtarchiv (Archiv der Luftstreitkräfte, Luftfahrt-Bibliothek, Luftfahrtmuseum), Abt. 5 = Karten-