Inventare Teil 8. Inventar des Kriegsarchivs in Wien (1953)

I. Band - 1. Die Entwicklung des archivalischen Besitzstandes

2 mit „unregistrierten Akten“ in allerdings nicht lückenloser Reihe bis 1529 5), mit einzelnen Stücken noch weiter zurück. Offenbar hatte die neuerrichtete Zentralstelle die früher bei ihren Vorläufern und anderen Hofstellen ange­fallenen einschlägigen Schriften als „Vorakten“ übernommen. Wieweit Rosenbaum seiner Aufgabe nachzukommen imstande war, läßt sich mangels erhaltener Inventare aus der ältesten Zeit nicht feststellen. Von seiner dienstlichen Tätigkeit ist lediglich bekannt, daß er auch mit Ver- lassenschaften verstorbener Militärpersonen zu tun hatte6). Wesentlich besser sind wir über die Tätigkeit des Nachfolgers Joseph Schottel unterrichtet. Er war Feldkriegskanzlei-Registrator und erhielt gleichfalls, als er auf seine Bitte hin am 15. Juni 1729 zum kaiserlichen Hofkriegskanzlei-Archivarius ernannt wurde7), eine Dienstinstruktion, deren Wortlaut sich hinsichtlich des Archivinhaltes an die dem Vorgänger erteilte anschloß, aber in den per­sönlichen Weisungen ausführlicher gehalten ist. Es wird anerkannt, daß die Einrichtung des Archivs ein „weitschichtiges Werk“ sei, das „Mühe und Zeit“ erfordere; vor allem habe er nach der Übernahme des Archivs über dessen Vorgefundenen Zustand dem HER. zu berichten8). Darauf meldete Schottel, er habe das Archiv „sehr verwürth“ angetroffen; „zu baldiger instandtbringung“ bitte er um zwei Kanzleipersonen, außerdem sei für Ein­richtungsgerät und Kanzleibedarf ein Betrag von 750 Gulden nötig9). Über Schottels archivalisches Wirken — er hatte seinen Posten bis zu seinem Tode (1760), also über 30 Jahre inne — fließen die Quellen recht reichlich. 1731 bekam er den Auftrag, aus Registratur und Expedit alle Schriften bis einschließlich 1700, mit Ausnahme der Turcica und Justizsachen, zu übernehmen 10 11). Anfangs 1736 bat er, der HKR. möge für die Aufgabe der Akten „eine normám“, also eine Richtschnur bestimmen, erhielt jedoch keine diesbezügliche Entscheidung11). Bald machen sich auch die Sorgen wegen Raummangels fühlbar, er drängt auf Abhilfe und mahnt nochmals, für die Aktenabgabe aus der Kanzlei ins Archiv „eine epocham zu determiniren“. Neue Räume im Schlosserhof (Seilerstätte) wurden in der Folge zwar zu­gewiesen, die Bestimmung einer Zeitgrenze erachtete man jedoch, da nach Schottels eigener Anzeige „dermahlen kein plaz im Archiv vorhanden“ sei, nicht für zeitgemäß 12 *). 1740 wurden dem Archiv aus dem Expedit des HKR. auf Betreiben des Kanzleileiters, Expeditors Schweizer, die Akten­jahrgänge von 1711 bis einschließlich 1720 zugewiesen ,3); 1742 erfahren wir, daß im „verwichnen herbst ob vorgewester feindes gefahr“ 14) Verlassen­5) O. R e g e 1 e, a. a. O., S. 42. 6) HKR. Justiz-Prot. 1723 — Mai — fol. 182 und Juni — fol. 225. 1726 fragt er an, ob er auf Ansuchen der verwitweten Baronin von Horst aus dem Nachlaß ihres Großvaters, eines kaiserlichen Obst., vidimierte Abschriften aus­folgen dürfe. HKR. Prot. Exp. 1726 — Mai — fol. 593, Nr. 397. 7) HKR. Reg. 1729 Nr. 211, Prot. Reg. 1729 — 15. Juni — fol. 718’; Mémoires XXVIII/32. 8) Instruktion vom 15. Juni 1729 (Abschrift vom 15. November 1801 nach dem im HKR. erliegenden Akt in der Sammlung „Geschichte des Kriegsarchivs“). 9) HKR. Prot. Exp. 1729 — Juli — fol. 919' und 945. Das Geld wurde zu­gewiesen, ebenda, Juli — fol. 1058’ und Reg. — 26. Juli — fol. 859’. 16) HKR. Prot. Reg. 1731 — 5. Juli — fol. 778, Nr. 52 und 53. 11) HKR. Prot. Exp. 1736 — 24. Jänner — fol. 175. 12) HKR. Prot. Exp. 1737 — 15. März — fol. 1032; Reg. 1738 — 23. Mai — fol. 1102’, dann Exp. — November — fol. 3057 und Reg. — 29. November — fol. 2100’. ls) HKR. Prot. Exp. 1740 — 22. August — fol. 2514. 14) Carl Albert von Bayern hatte im September 1741 Linz besetzt, am 21. Ok­tober stand der Feind in St. Pölten. Wien war in Verteidigungszustand versetzt.

Next

/
Oldalképek
Tartalom