Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Italien - Spanischer Rat, von Josef Karl Mayr
Lombardei. 69 worden. Dem Berichte des damals in französischen Diensten stehenden Archivars Karl Altieri vom 7. Dez. 18141 sind wertvolle Angaben über den Zustand der Mailänder Archive von damals zu entnehmen. Die heute in der Unterabteilung Lombardei vereinigten Bestände sind im wesentlichen in drei Folgen ins StA. gelangt. Eine erste Folge ist ihm 1824 aus dem kaiserlichen Kabinette auf dem Umwege über die Staatskanzlei zugekommen. Es waren dies Teile des hundert Bünde füllenden Aktennachlasses des Grafen Johann Wilczek, des letzten bevollmächtigten Ministers in der Lombardei (1782—1796), die nach dessen Tod (1819) ins kaiserliche Kabinett gelangt waren und nun von diesem aufgeteilt wurden.1 2 Neben der Staatskanzlei haben damals auch die Hofkanzlei, die Oberste Justizstelle, der Hofkriegsrat, die Polizeihofstelle, die Hofkammer und das Obersthofmeisteramt derartige, sie besonders betreffende Archivalien ausgefolgt erhalten. Der sehr beträchtliche, mehr als die Hälfte ausmachende Anteil der Staatskanzlei, der bis in die Zeit des Grafen Beitram Cristiani, des zweiten Vorgängers Wilczeks im Amte eines bevollmächtigten Ministers in der Lombardei, zurückreichte und nicht nur diese selbst, sondern auch Rom, Modena, Genua, Spanien, Neapel und Frankreich betraf, ja sogar Teile des Gesandtschaftsarchivs Neapels enthielt, hat ein kaum begreifliches Schicksal erfahren: er wurde auf Antrag der Leitung des StA. als wertlos zum großen Teil vernichtet. Die Reste liegen heute mitten unter den Beständen der Unterabteilung Lombardei.4 Die 1809 aus Wien verschleppten Archivalien sind — von jenen geringfügigen Archivteilen abgesehen, die schon 1815 nach Wien zurückgelangt sind5 —1819 aus Mailand an die österreichische Hofkanzlei zurückgestellt worden. Das noch vorhandene Verzeichnis der Rücklieferung läßt deutlich erkennen, daß diese auch die die Lombardei betreffenden Akten der Wiener Zentralstellen vom Spanischen Rate angefangen umfaßt hat. In den Vierzigerjahren sind diese Akten in zahlreichen Folgen an das StA. abgegeben worden: 1843 ein Bund, 1844 vierundzwanzig, 1847 mindestens zwölf und 1849 mehr als fünfzig Bünde, darunter die Aktengruppe Confini. Dieser Zuwachs ist in den nächsten Jahren von Bitermann, Böhm, Chmel, Fiedler und Klinkowström bearbeitet worden. Letzterer hat einen Zettelkatalog über die später aufgelösten Confiniakten angelegt.8 Jene Partien von Zanettis Archiv, die, teils geflüchtet, teils versteckt, die Katastrophe von 1809 überdauert hatten, sind bald darauf der alten Registratur der Staatskanzlei angegliedert worden. Ihr sind auch jene geringfügigen Bestände zugekommen, die sich 1814—1816 wohl als unorganisch aufgegriffene Teile unter den Pariser Rücklieferungen befunden hatten. Alles in allem machten diese Bestände doch eine „ansehnliche Menge“ aus. 1 Frankreich, Varia 88. Vgl. auch Zahl 108/1817 des Staatsrates (Ordnung und Sortierung der im Archive S. Fedele zu Mailand aufbewahrten Urkunden). 2 Vgl. Bd. II S. 219, 220. Ein Aufteilungsverzeichnis in StK., Vorträge 349 s. d. 6. Jan. 1824, ein Auszug des Nachlaßverzeichnisses vom gleichen Tage in England, Varia 20. 3 Vgl. Bd. I S. 493 f. 4 Vgl. Bd. II S. 219. 5 Reg. des StA. Z. 7/1815. 6 AB. 529/1. Ebenso, jedoch fragmentarisch, Firnhaber (AB. 529/2).