Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Italien - Spanischer Rat, von Josef Karl Mayr

56 Italien-Spanischer Eat. Karls III. in Barcelona, der sich ähnlich doppelgeleisig entwickelt hatte. Doch machte die Wiener Staatskanzlei, je fester sie sich während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts konsolidierte, dem Spanischen (später Italieni­schen) Hate diese außenpolitische Tätigkeit mehr und mehr streitig, bis mit dem Zeitpunkte der Einrichtung eines italienischen Departements der Staatskanzlei diese das außenpolitische Ressort desselben völlig an sich nahm. Damit war einem Ausnahmszustande ein Ende bereitet, der mit seinen teils dem Spanischen (später Italienischen) Rate, teils der (Hof-) Staatskanzlei unterstehenden Außenvertretungen — Konsulaten nament­lich—immer mehr zur Unmöglichkeit geworden war. Heute trägt die Abt. Italien - Spanischer Rat nur noch administrativen Charakter. Längst sind die diplomatischen Akten derselben teils noch in der Staatskanzlei, teils später im StA. ausgesondert und den zugehörigen Aktengruppen einge­gliedert worden. Vor allem natürlich der Staatenunterabteilung Italien, diplomatische Korrespondenz,1 aber auch den übrigen Staatenabteilungen, für die das Archiv des Spanischen (später Italienischen) Rates betreffgemäß in Betracht kam. Nicht so eindeutig wie ihr heute vorwiegend administrativer Charak­ter ist die Zusammensetzung der Abteilung, was die Provenienz ihrer Be­stände betrifft. Naturgemäß wiegen die Archivalien der obengenannten Wiener Zentralstellen unter den Beständen derselben vor. Sie enthält aber da und dort auch Archivalien der Reichshofkanzlei, wie sie 1807 und 1852 an das StA. eingeliefert worden waren,1 2 der Staatskanzlei und anderer Be­hörden, die ihr, sei es auf dem Wege des normalen Geschäftsganges — als Yorakten u. dgl. —, sei es erst später im StA. unter dem Gesichtspunkte des Betreffs nach und nach einverleibt worden sind.3 Wesentlicher noch sind die Einschlüsse an italienischen, namentlich mailändischen Provenien­zen, die der Abteilung auf ähnlichen Wegen, wie dies bei den vorgenannten Fremdkörpern der Fall gewesen ist, einverleibt worden sind. Diese Ver­mischung ist allerdings heute eine derartige, daß eine verläßliche Aus­scheidung nicht mehr möglich ist, da die Provenienz in den meisten Fällen — namentlich auch bezüglich der Mailänder Archivalien — nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden kann. Im ganzen stellt die Abteilung Italien - Spanischer Rat heute eine Parallelaktenfolge zu den vorwiegend oder ausschließlich diplomatischen Charakter tragenden Staatenunterabtei­lungen Italien, kleine Staaten und Italien, diplomatische Korrespondenz 4 dar. Immerhin bestehen dermalen noch mancherlei Überschneidungen, die jedesmal zu berücksichtigen sind. Die Mannigfaltigkeit der hier behandelten Aktenbestände hängt aufs engste mit der Geschichte der Archive der Verwaltungsbehörden5 zusam­men, denen sie zum guten Teil entstammen. Nach der Auflösung der 1 Bd. I S. 541. 2 Bd. I S. 277, 386. 3 Eine Aktengruppe Italica gab das Archiv des kaiserlichen Kabinetts 1784 an das StA. ab, verschiedene Miscellanea italica hat es 1826 an die alte Kegistratur der Staats­kanzlei abgetreten (vgl. Bd. II S. 119). Näheres über deren Einteilung bei den einzelnen Archivgruppen. 4 Bd. I S. 536, 541. 5 Vgl. J. K. Mayr in MÖIG., Erg.-Bd. 11, S. 662 ff.

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