Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl

kämpfen, erwarb frühzeitig (1623) schon durch seine Verdienste dem Haus Trauttmansdorff den Reichsgrafenstand und jene großen Besitzungen in Böhmen und Österreich, auf denen seither Macht und Wohlstand des Hauses beruhten. Seine wichtigste staatsmännische Leistung ist seine hervor­ragende Teilnahme an den jahrelangen Verhandlungen zum Abschluß des Dreißigjährigen Krieges im sogenannten Westfälischen Frieden, jenem Friedenswerk von 1648, das bis zum Ende des alten Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation Grundlage des europäischen Staatensystems blieb. Graf Maximilian hat dieses sein wichtigstes Lebenswerk nicht lange über­lebt: 1650 ist er gestorben. 1805, knapp vor Torschluß sozusagen, hat das bedeutendste seiner späten Enkelkinder, Graf Ferdinand von Trauttmans­dorff, Minister Kaiser Josephs II. in den Niederlanden, Minister und Oberst­hofmeister Kaiser Franz’ I. (II.)1 noch den Reichsfürstenstand erhalten. Graf Maximilian von Trauttmansdorff hatte sein zum Teil an ihn in mehreren Erbgängen überkommenes und zum Teil von ihm erworbenes und geschaffenes riesiges Vermögen durch ein Majorats- und ein Fideikommiß- instrument vom 11. Mai 1640 für kommende Zeiten gesichert und mit Testament vom 31. März 1650 auf vier Söhne derart aufgeteilt, daß jeweils der Älteste (damals Graf Adam Matthias) die böhmische Hauptmasse des Güterbesitzes erhielt. Von den drei jüngeren Linien sind zwmi schon im dritten und vierten Glied, die letzte erst mit Maximilian Graf Trauttmans­dorff auf Gleichenberg im Jahre 1935 erloschen. Die Geschichte der Familie, die hier nur in den Hauptzügen skizziert wurde, spiegelt sich auch in den Beständen des Archivs wider, wie aus der unten folgenden Übersicht deutlich zu ersehen ist. So sind darin Urkunden der Tiroler Nebenlinie und der steirischen Linien; eine genaue Unter­suchung der Wirtschaftsakten nach dem Herkunftsgrundsatz würde sicher­lich auch Archivalien weiterer Linien (der in Niederösterreich, auf Negau usw.) erkennen lassen. Den Hauptteil des Archivs stellen die Archivalien der noch jetzt blühenden Hauptlinie dar und unter ihnen natürlich die Archive ihrer zwei bedeutendsten Vertreter, Graf Maximilian und Graf, seit 1805 Fürst Ferdinand Trauttmansdorff, die auch weit über familien­geschichtliches Interesse hinaus in das Gebiet der hohen Staatspolitik über­greifen. Ähnlich wie schon oben die tätige Anteilnahme von Mitgliedern der Familie an deren Geschichte festzustellen war (Wolf Dietrich von Trautt­mansdorff im 16. und Ferdinand Erbgraf zu Trauttmansdorff Anfang des 20. Jahrhunderts),1 2 kann auch schon frühzeitig eine gewisse Vorsorge für 1 Vgl. die von H. Schiitter herausgegebene geheime Korrespondenz Josephs II. mit seinem Minister in den österreichischen Niederlanden Ferdinand Graf Trauttmansdorff, Wien 1902 sowie zwei von Ferdinand Graf Trauttmansdorff selbst verfaßte (1791 und 1792) Denkschriften über die Ereignisse in den Niederlanden und oben S. 273 if. 2 Hierher ist auch eine bisher unbekannt gebliebene familiengeschichtliche Dar­stellung zu rechnen, die auch aus der Feder eines Mitgliedes der Familie stammt und in Lünigs berühmtem „Teutschen ßeichsarchiv“ im 23. Band um 1720 im Druck erschienen ist. Der Verfasser des Artikels „Von den Grafen von Trauttmansdorff“ ist ein Sohn des Grafen Adam Maximilian und kann nur entweder Graf Hektor Seyfried, General in Venetianischen Diensten, oder Graf Franz Ehrenreich sein. Neuerdings interessierten sich 444 Unter Vorbehalt d. Privateigentumsrechtes hinterlegte Arehivkörper u. Sammlungen.

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