Inventare Teil 5. Band 7. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die unter Vorbehalt des Privateigentumsrechtes hinterlegten Archivkörper und Sammlungen, von Fritz von Reinöhl
waltungsbezirk Floridsdorf-Umgebung). Mit den Verfügungen vom 9. Juli und vom 21. Sept. 1935 wurde es vom Archivamte unter Denkmalschutz gestellt. Da eine am 20. April 1936 durchgeführte amtliche Besichtigung die unzureichende Unterbringung des Archivs feststellte, beantragte das Archivamt beim Landesgericht für Zivilrechtssachen (Fideikommißgericht) in Wien die Überführung des Archivs in die Obhut des StA. Das Fideikommißgericht stimmte am 21. Okt. 1936 diesem Antrag zu. Dabei sollte das gesamte Archiv, das sich in einem völlig ungeordneten Zustand befand, überführt und erst anläßlich seiner Ordnung im StA. in einen fideikommissarischen und einen allodialen Teil (Stichjahr 1728) zerlegt werden. Die Überführung erfolgte am 30. Juni 1937. Gegenwärtig werden die Archivalien vom ersten Fideikommißanwärter Baron Hans Thavonat gesichtet und geordnet. Nach einer vorläufigen Übersicht enthält das Archiv folgende Bestände: 1. Familienarchiv der Freiherren Thavonat von Thavon: a) Urkunden: 26 Stück (Or. perg., 1. Jan. 1424 bis 30. Sept. 1772); b) Familienchronik 1724; c) Familienakten, größtenteils Korrespondenzen des 17. und 18. Jahrhunderts. — 2. Herrschaftsarchiv Sachsengang: Wirtschaftsakten, Rechnungen, Quittungen, Kreisamtserlässe usw. des 18. und 19. Jahrhunderts. Archiv der Grafen von Stadion. Am 4. Dez. 1907 gab Philipp Graf Stadion sein Familienarchiv mit Vorbehalt des Eigentumsrechtes dem StA. in Verwahrung. Hier wurde es von Paukert geordnet und verzeichnet. Am 10. März des folgenden Jahres wurden vertrauliche Familienbriefe und Akten, welche die Verwaltung der Stadionschen Güter betrafen, der gräflichen Zentralgüterdirektion in Kauth bei Taus in Böhmen ausgefolgt. Da Paukert nur eine erste übersichtliche Ordnung durchgeführt hatte, ordnete Reinöhl das Archiv 1937 von neuem. Er gliederte das Archiv in die Nachlässe der einzelnen Glieder des Hauses und wies deren Nachlässen jeweils auch jene ihrer Beamten zu. Ältere, zum Teil schon zur Lebenszeit der Nachlasser gebildete Gruppen wurden innerhalb dieser Gliederung beibehalten. Das von Reinöhl verfaßte Verzeichnis (AB. 453 e) deckt sich mit dem hier abgedruckten. Das Archiv ist nach eingeholter Zustimmung des Eigentümers benutzbar. Die Nachlässe stammen von jenen Mitgliedern des Hauses, deren Lebensläufe in folgendem kurz geschildert werden. Johann Kasparvon Stadion, geboren am 21. Dez. 1567, gestorben am 21. Nov. 1641, trat in den Deutschen Ritterorden ein und ward Oberstkämmerer und Obersthofmeister des Deutschmeisters Erzherzog Maximilian. Nach dessen Tod im Jahre 1618 trat er in die Dienste Erzherzog Leopolds und wurde bereits im nächsten Jahr zum Präsidenten des kaiserlichen Hofkriegsrates ernannt. Bis 1624 bekleidete er diese Stelle. 1627 wurde er zum Hoch- und Deutschmeister gewählt.1 Johann Philipp Graf Stadion, geboren am 1 Wurzbach, Biographisches Lexikon Bd. 37, S. 31, Nr. 14; Allgemeine Deutsche Biographie Bd. 35, S. 368 ff. 434 Unter Vorbehalt d. Privateigentumsrechtes hinterlegte Archivkörper u. Sammlungen.