Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Das Wiener Schatzgewölbe. 55 dem Archiv der mit Rüdiger VI. 1482 erloschenen Linie. Einen Teil des Archivs dieser Linie bildet auch die Abteilung vonWolkerstorf, wes­halb sie, wenn auch im „Putsch“ erst später eingereiht, gleich hier bespro­chen sein mag. Es sind etwa 20 Urkunden, von 1310—1481 (1516), die zu den Vesten Rappottenstein (habsburgischer Lehenschaft) und Wölkersdorf (burg­gräflich nürnbergischer, bzw. markgräflich brandenburgischer Lehenschaft) gehören, welche Jörg von Dachsberg im Jahre 1406 den Söhnen des mit seiner Tochter Anna vermählten Rüdiger III. von Starhemberg, Caspar und Gundacker, vermacht hatte. Die Vermächtnisurkunde von 1406 liegt auch in der Abteilung Wölkersdorf; eine Urkunde des Jörg von Dachsberg von 1413 über die Erneuerung dieses Vermächtnisses sowie eine Urkunde des­selben und seiner Frau Wiltburg von 1412, mit der auch noch das Dorf Stetteldorf samt Zehnten und Gericht den starhembergischen Brüdern ver­macht wird, sind hingegen unter „Starhemberg“ eingeordnet. Rüdiger VI. von Starhemberg nun, ein Sohn Gundackers und der Beatrix von Hohen­berg, vermachte im Jahre 1431 Wölkersdorf nebst anderen Besitzungen und Rechten der Familie seiner Mutter (Urkunde vom 5. Juli 1431 unter Wölkersdorf; heute im österreichischen Archivrepertorium [AB. 374 e] und im Repertorium I [AB. 375]); und im Jahre 1481 übergab Stephan von Hohenberg alle diese ererbten Güter dem Kaiser Friedrich III. (Urkunde vom 26. Sept. 1481 ebenda). Mit dem Anfall von Wölkersdorf (und der anderen Besitzungen) kamen auch die zugehörigen Archivalien auf diese Weise schließlich ins kaiserliche Schatzgewölbe; in der eben erwähnten Übergabsurkunde von 1481 sind auch wenigstens einzelne dieser Archiva­lien ausdrücklich angeführt: „darczu den gemechtbrieff (nämlich Rüdigers von Starhemberg von 1431), drey bestettbrief von den lehenherrn und uber- gabbrief mitsambt dem gewaltbrief“ (nämlich des Bruders Stephan von Hohenberg wegen der Übergabe). Die 20 Urkunden dieser nach dem Betreff bezeichneten Abteilung Wölkersdorf sind, wie nach dem Dargelegten auch klar sein wird, im wesentlichen starhembergischer Provenienz. Hinzu kom­men noch — abgesehen von einzelnen Urkunden aus dem Archiv der Herren von Wölkersdorf aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts — einige dachsbergische Urkunden, besonders mehrere Kaufbriefe auf die Herren von Dachsberg. Ins Schatzgewölbe aber kamen diese (wolkersdorf-dachs- bergisch-) starhembergischen Urkunden endlich als hohenbergischer Be­stand. Hier kamen nur einige wenige Stücke aus dem Schatzgewölbe noch hinzu: so eben die Übergabsurkunde Stephans von Hohenberg von 1481 und zwei Urkunden über die Verpfändung von Wölkersdorf an Jacob von Lan­dau von 1513 und 1516. Die Geschichte dieser die Herrschaft Wölkersdorf betreffenden Urkunden bietet ein schönes Beispiel dafür, wie die zu be­stimmten Besitzungen gehörigen Archivalien alle Schicksale dieser Be­sitzungen, unzertrennlich mit ihnen verbunden, mitmachen, mit ihnen ver­erbt, übergeben werden, da ja der jeweilige Besitzer die Urkunden als Rechtstitel und zur Verwaltung des neu erworbenen Gebietes benötigt. Da wir eben einen Splitter des Dachsbergischen Archivs berührten, sei jetzt — wieder entgegen der Putschisten Reihenfolge — das Archiv der Herren von Dachsberg besprochen. Es handelt sich bei der Putsch-

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