Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Klosterarchive von Walther Latzke

594 Die Klosterarchive. heiligen, Wieden, Kindberg, Stanz, Erlach, Fresnitz, St. Erhard, Kapellen, Pfaffendorf, Herrenberg, Würflach usw. 1533 starb der Hochmeister Hans Geumann und Dr. Wolfgang Pr ant ner, seit 1521 Koadjutor, wurde sein Nachfolger. Er entstammte einer alten Ritterfamilie, die seit Mitte des 13. Jahrhunderts in Nieder- und Oberösterreich nachweisbar ist.1 Jörg (Georg) Prantner, wahrscheinlich der Großvater des Hochmeisters, begegnet zwischen 1433 und 1455 als Lehen­träger der Landesfürsten, der Grafen von Hardegg und der Starhemberger mit Gütern zu Niedernalb, Zöbing, Kerbach, Klein-Pertholz und Langen­schlag.2 Der gleichnamige Vater des Hochmeisters erscheint 1475 als Lehen­träger der Starhemberger und Plankensteiner; er war mit Margaretha Geu­mann vermählt und starb vor 1496.2 Wolfgang Prantner der Jüngere stu­dierte zu Padua und trat dann in die Dienste Karls V., der ihm besonderes Vertrauen schenkte und ihn mit verschiedenen diplomatischen Missionen betraute.3 Seit 1521 Koadjutor des Georgsordens, seit 1533 Hochmeister, hat auch er trotz seiner persönlichen Fähigkeiten den Orden aus dem Zu­stande haltlosen Dahinwelkens nicht befreien können. Die Nöte der Türken­kriege zwangen Ferdinand I. zur rücksichtslosen Heranziehung des Kirchen­gutes. Am 8. Nov. 1539 verlangte er von Prantner die Maut zu Lieserhofen zurück und überließ sie ihm erst wieder am 30. Jan. 1541 gegen Zahlung von 10.000 fl.4 Als Prantner 1541 starb, besetzte der König die Hochmeister­stelle nicht mehr und behandelte die Ordensgüter als heimgefallenes Kam­mergut, dessen Leitung er zunächst Bernhard Khevenhüller am 10. Juli 1542 als „obristem Verwalter“ übertrug.5 Aber noch 1542 verkaufte er Lands- kron an Christoph Khevenhüller,6 1545 die Herrschaft Sternberg an Bern­hard Khevenhüller,7 1551 das Amt Sommeregg an Christoph Khevenhüller;8 die Hauptmasse der Besitzungen wurde 1543 und neuerlich 1545 und 1547 um insgesamt 87.000 fl. an die unter Vormundschaft Hans Hoyos’Freiherrn von Sprinzenstein stehenden Söhne Gabriel Salamancas von Ortenburg, Ferdinand, Ernst und Ehrenfried verpfändet. Diese Pfandherrschaft dauerte bis 1562.9 1563 bestellte Ferdinand I. für die Verwaltung der Ordensgüter fünf landesfürstliche Superintendenten, für die niederösterreichischen 1 Wißgrill, Schauplatz des landsässigen niederösterr. Adels. Heraldisch-genealogische Zeitschrift „Adler“ X (1883), S. 54 f. 2 Vgl. unten 8. 604 f. 5 Vgl. dazu die Eintragungen in Putschs Millstätter Repertorium, fol. 172 v., 175, 175 v.: „doctor Pranntners gehaimb instruction mit kaiser Carlen zu hanndien von wegen versehung kaiser Maximiliani ledigen kinndern 1519.“ — „in simili sein gemeine instruction von den kaiserlichen testamentarien ut supra.“ — „ain kay. gewaltsbrief auf doctor Wolf- ganng Pranntner, zwischen kunig Cristiern von Denmarck unnd den hannd- und wenndischen Stetten guetlichen zu hanndien. 1531.“ — „in simili mit den stännden der kunigreich Denmarckt, Schweden, Norwegen (!) unnd den fiirstenthumben Hollstain zu hanndien unnd zu tädingen umb Widereroberung derselben kunigreich; dabey auch ain kay. paßbrief ut supra. 1531.“ — „in simili ain gwald von kunig Cristiern von Denmarckt zwischen obbemelten partheyen guetlich zu hanndien ut s.“ — „etwovil zusamgepunnden missiven vom hochmaister Geuman an seinen coadjutor doctor Wolfganngen Pranntner, als er in Hispanien unnd zu Speyr an kay. mt. hof dienet.“ 4 StA., Urk. Rep. II (AB. 378/3). 5 Ebendort, Österr. Akten Kärnten, Fasz. 12. 6 Ebendort, Hs. Böhm 911/1V, fol. 1. 7 StA., Hs. Böhm 911/IV, fol. 6ff. 8 Ebendort, fol. 116ff. 0 Ebendort, Österr. Akten Kärnten, Fasz. 12 und Hs. Böhm 911/11, fol. 17, 43, 62.

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