Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
564 Die Klosterarchive. merk: „NB. Die originalia liegen in dem archivio zu Wienn, dern abschrifft aber bey dem herrn pfarrer oder zöchpröbsten zu Kirchbach.“ Die Ordnung des Königsklosterarchivs, wie sie P. Anton Stockier 1669 geschaffen hatte, blieb hinfort bis zur Aufhebung des Klosters in Geltung. Lediglich der starke Zuwachs neuer Stücke zu den einzelnen Abteilungen, der vor allem am zweiten, anscheinend für den täglichen Gebrauch bestimmten Exemplar des Archivkatalogs bemerkbar ist, machte 1693 unter dem P. Commissarius und der Äbtissin Ursula Leblin de Spiritu Sancto eine neue Repertorisierung erforderlich. Der neue Archivkatalog1 zeigt genau dieselbe Einteilung wie der Stöcklersche „Catalogus“ von 1669. Der Titel des Katalogs und der einzelnen Abteilungen, der Wortlaut der Regesten deckt sich völlig mit jenem von 1669. Der Verfasser des neuen Katalogs nennt sich selbst nicht, allein aus dem Schriftvergleich ergibt sich mit Sicherheit der Alumne P. Probus Künthaller. Nur in einer Hinsicht bietet der Katalog, von den Zuwächsen abgesehen, etwas Neues; während im Katalog von 1669 die Regesten der älteren Stücke noch den Hinweis auf den Katalog von 1630 trugen und die der jüngeren unnumeriert waren, sind jetzt die Stücke, innerhalb jeder einzelnen Schublade neu beginnend, fortlaufend numeriert. Daneben tragen die Regesten noch einen Folienverweis. Dieser — auch im Handexemplar des Archivkatalogs von 1669 nachgetragen —- bezieht sich, wie mit Sicherheit anzunehmen ist, auf ein gleichzeitig angelegtes Kopialbuch, in das die Urkunden im Wortlaut eingetragen waren. Dieses Kopialbuch bestand — der Einteilung des Katalogs nach zu schließen — aus vier Büchern, deren jedes je vier Schubladen des Archivs umfaßte; der Gesamtumfang betrug 2640 Folien. Dieses mächtige Abschriftenwerk ist leider zum größten Teil verlorengegangen; erhalten ist nur der erste Teil (fol. 1—564), ein in Leder gebundener Großfolioband mit der Aufschrift: „Denckwürdige Verfassung aller instrumenten und brieflichen urkunden, alß stüftbrieffen, exemptiones, päbstliche und kay. freyhaitten, donationen, pfarr-, zehent-, leibgeding-, kauf und wexl- brieff und andere mehr notturfften, so die drey clößter alß Königl. Stüfft bey Unßer Lieben Frawen und allen heiligen Engeln in Wienn, wie auch Ybbs und Erlacloster betreffen und in vier biecher abgethailt zusammengetragen und geschriben anno 1693 ..2 Der Archivkatalog von 1693 zeigt gegenüber dem Stand von 1669 einen erheblichen Zuwachs an Urkunden und Aktenstücken; er wurde dann noch weitergeführt, das jüngste eingetragene Stück ist von 1737. (Der Vermerk von Schubladen- und Urkundennummer erfolgte nicht mehr auf der Rückseite der Urkunden selbst, sondern auf einem Umschlag aus grobem, grauem Papier, in das die Urkunden, bzw. Aktenbündel eingehüllt wurden. Einige dieser Hüllen sind erhalten geblieben und geben uns von dieser letzten Signierung Kenntnis.) Auch weiterhin ist die Ordnung des Archivs im wesentlichen nicht mehr geändert worden. Das nach der Aufhebung des Klosters von dem Stiftungs- und städtischen Vizehofbuchhalter Peter Joseph von Turi und 1 StA., Hs. Böhm Suppl. 221. * StA., Hs. Böhm Suppl. 189.