Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
40 Die Urkundenabteilung. Herzogen. Bei der Teilung von 1564 kamen nur einige wenige Urkunden nach Innsbruck — sie sind im „Putsch“ am Rande mit E. F. (= Erzherzog Ferdinand) bezeichnet; die Hauptmasse aber blieb in Wien und findet sich heute im Repertorium I (AB. 375). Die nach Innsbruck gekommenen Stücke sind wohl heute noch dort oder in München; nur der erwähnte Teilungsvertrag von 1342 befindet sich heute im StA., obwohl er nicht unter den von Rosenthal 1751 aus Innsbruck gebrachten Urkunden erscheint. Die Auswahl der nach Innsbruck abgegebenen Stücke erscheint uns heute willkürlich. So blieb z. B. ein Revers auf die Grafen von Görz um die Veste Schöneck von 1393 in Wien, während eine Urkunde, worin die Herzoge von Bayern den Grafen eben diese Veste Schöneck einzulösen versprechen, von 1392 nach Innsbruck kam. Mitten unter den Namen der deutschen Territorien, zwischen Brandenburg und Burgund, finden wir die Abteilung Fürsten von Österreich, durch diese Stellung gleichfalls als deutsches Territorium, als Glied des Deutschen Reiches gekennzeichnet. Diese Abteilung enthält jedoch im wesentlichen die Urkunden, die sich auf die innere dynastische Geschichte Österreichs beziehen, meist Verträge der Habsburger untereinander, so die Teilungsverträge von 1379 und 1458 sowie Urkunden, die der Verwaltungsteilung von 1411 vorangehen; oder die Huldigungsurkunde der Stadt Wien von 1288. Von Urkunden, die das Verhältnis Österreichs zum Reich betreffen, befindet sich hier nur die Urkunde König Rudolfs I. vom 1. Juni 1283, in der er die Belehnung mit Österreich auf Herzog Albrecht beschränkt. Die übrigen Belehnungsurkunden — mit Ausnahme des die Habsburgerherrschaft in Österreich begründenden Lehenbriefes vom 27. Dez. 1282, der ja überhaupt nicht im Wiener „Putsch“ steht — sind, wie wir schon hörten,1 in den ersten zwei Abteilungen des 1. Bandes verzeichnet. Die über 230 Urkunden dieser Abteilung, von 1283 bis gegen 1500 (mit Nachträgen bis 1549) reichend, blieben 1565 in Wien und sind heute im Repertorium I (AB. 375) eingetragen. Die noch übrige größere Hälfte des 3. Putschbandes füllen Dynasten- und Adelsarchive — wir haben sie zum Teil in den einleitenden Abschnitten schon kennengelernt —, denen mehr oder weniger Urkunden des Schatz- gewölbes beigemengt sind. Ja einige Gruppen sind zum größten Teil oder ganz aus Schatzgewölbestücken dem Betreff nach zusammengestellt. Die erste Abteilung dieser Reihe Grafen von Cilli, vorher Freie zu Saneck, zerfällt in folgende Untergruppen: 1. Urkunden von 1313—1454, durchwegs aus der gräflichen Registratur. 2. „Gräfung der herrn von Saneckh“ mit den Diplomen Kaiser Ludwigs von 1341, Kaiser Karls IV. von 1372 und Kaiser Sigismunds von 1436 über die Erhebung der Freien zu Saneck zu Grafen von Cilli, zu Grafen des Hl. Römischen Reiches und zu gefürsteten Grafen, sowie dem Willebrief der österreichischen Herzoge von 1372 und der Bestätigungsurkunde Kaiser Friedrichs III. von 1443. Hier finden sich auch — offenbar von Putsch aus der kaiserlichen Schatzregistratur hinzugegeben — zwei bezügliche Reverse der Grafen von Cilli 1 Siehe S. 21.