Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
Geschichte einzelner Klosterarchive: Mauerbach. 485 Bei dieser Ordnung wurden die Regesten (bis 1487 mit den bereits erwähnten gleichlautend) auf Pergamentstreifen geschrieben, die an den Siegel- presseln befestigt waren. Am Rande trug der Pergamentstreifen die Ordnungssignatur in Rot, bestehend aus einem gotischen Minuskelbuchstaben und einer arabischen Ziffer. Der Verfasser hat es unternommen, mit Hilfe der Dorsualnotizen von 1437 und der Überschriften des Kopialbuches ein Stück dieses Mauerbacher Urkundenkatalogs zu rekonstruieren (vgl. Beilage). Das Kopialbuch des 17. Jahrhunderts ist nicht vollendet worden; es bricht mit der Überschrift einer Urkunde der Herzogin Beatrix von 1404 unvermittelt ab. Neben dem Urkundenarchiv waren seit der Mitte des 16. Jahrhunderts teils in Mauerbach selbst, teils an den anderen Sitzen der mauerbachischen Wirtschaftsverwaltung umfangreiche Aktenbestände erwachsen. In Mauerbach bildete sich neben dem Archiv des Prälaten, das Korrespondenzen und Rechnungen enthielt, das Archiv des Prokurators, das neben Rechnungen hauptsächlich Akten juristischer Natur (Prozeß- und Verlassenschaftsakten) umfaßte. Über diese Akten wurde um 1750 ein eigener Index angelegt, der noch erhalten ist.1 Der darin ver- zeichnete Bestand umfaßte 234 Faszikel Akten und eine Urkundensammlung von 235 Nummern aus der Zeit von 1403—-1750. Der Aktenbestand setzte sich aus folgenden Hauptgruppen zusammen: Perchtoldsdorf, Pfaff- stättep, Weinzierl, Wolfpassing, Wollmannsberg, Gablitz und Purkersdorf, Gerlashof, Grabensee, Götzendorf, Gumpoldskirchen, Kritzendorf, Tulbing, Ebenthal, Veim, Nieder-Vellabrunn, Nieder-Hollabrunn, Weidendorf, Hen- zing, Hohenruppersdorf, St. Leonhard, Langenlebarn, Wien, Stiftspfarren, Prälatentitel, Mautfreiheiten, Ollersdorf, Mannersdorf, Riedenthal, Seitzer- hof, Sievering, Stillfried, Saladorf, Weinschank, Ungeld. Alle diese Akten sind heute verloren. — Außerdem entstanden bei den Wirtschaftsverwaltungen der Kartause die Wirtschaftsregistraturen der Ver- waiter zu Mauerbach und Veim, des Hofrichters zu St. Leonhard und des Hofmeisters im Seitzerhof. Im Seitzerhof lagen auch die Grundbücher und Grundbuchsakten. Sogleich nach der Verkündung des Aufhebungspatents wurde am 21. Jan. 1782 mit der Inventarisierung des Klostereigentums begonnen. Über das in Mauerbach selbst befindliche Prälaturarchiv berichtet in seinem Hauptbericht vom 28. Febr. 1782 Menßhengen folgendes: „... Im Archiv hat Unterzeichneter alles in einer schröckbaren Zerrüttung angetroffen. Es befanden sich darinnen ausser einigen hin und her zerstreuten Schriften und den Wirtschaftsrechnungen, deren von den Beamten versiegelt eingeschickten Beylagen von Jahren 1775, 1776, 1777 und so weiter noch unerbrochen daliegen, dann denen vielen in gröster Unordnung dastehenden leeren Kästen und Trüchen, in deren verschiedene Winkeln einige wenige in Inventario einkommende baare Gelder meistens ohne Anmerkung anverwahrt waren, weder alte Codices, weder derley 1 1 StA., Hs. Böhm Suppl. 275.