Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Klosterarchive von Walther Latzke
Geschichte einzelner Klosterarchive: Krems. 471 von Neidegg (gestorben vor 1430), dessen Söhne Hans II., Pfleger zu Steyr (bis 1456 nachweisbar) und Leupold, Pfleger zu Gars (bis 1451 nachweisbar), sowie seine Tochter Agnes und deren Gatten Sigmund von Winkel. Von späteren Gliedern der Familie erscheinen Leupold von Neidegg (wahrscheinlich ein Enkel Hans’ II.), der am 9. Jan. 1514 das halbe Schloß Al- brechtsberg erkaufte, und sein Vetter Wilhelm, der auf Rastenfeld saß und zwischen 1550 und 1560 auch Ranna erbte. Dessen Enkelin Rosina hat durch ihre am 5. Jan. 1572 erfolgte Vermählung ihrem Gatten Wolf Wilhelm von Althan1 die Burg Ranna und einen Teil des Familienarchivs zugebracht. Ihre älteste Tochter Susanna von Althan vermählte sich 1593 mit Christoph von Greiß zu Wald. Er hat 1603 seinem Schwager Wolf Georg von Althan und seinen Schwägerinnen Sigunda, Rosina und Judith ihre Anteile an ihrem mütterlichen Erbe, der Herrschaft Ranna, abgekauft. Damit kamen auch die dem Heiratsgute seiner Schwiegermutter Rosina von Neidegg entstammenden Neidegger Familienurkunden in das Archiv der Herren von Greiß zu Wald. Die Herren von Greiß2 treten in Niederösterreich mit dem Hofjäger- meister Maximilians I., Wilhelm Greiß, auf, der 1510 mit der durch das Aussterben der Scheck von Wald heimgefallenen Lehenherrschaft Wald (Viertel ob dem Wienerwald) belehnt wurde. Sein Sohn Wilhelm der Jüngere von Greiß zu Wald, königlicher Rat und Oberst Jägermeister, vermählt mit Barbara von Mörsperg, erwarb die Herrschaft Gmünd und pfandweise die Herrschaft Gföhl. Dessen Sohn Christoph der Ältere war 1558 Oberststallmeister Ferdinands I. und seit 1568 niederösterreichischer Regimentsrat; er besaß die Herrschaften Wald, Gmünd, Gföhl, Rosenau, Schrems und Sitzenberg. Sein zweiter Sohn, Christoph der Jüngere, geboren 1563, Herr auf Gföhl und Pielachhag, seit 1609 niederösterreichischer Landuntermarschall, heiratete in dritter Ehe Susanna von Althan und kam, wie erwähnt, teils durch ihre Hand, teils durch Kauf in den Besitz der Herrschaft Ranna und damit auch der genannten Neidegger Familienurkunden. Er hat, wie es scheint, das Greiß’sche Familienarchiv eigenhändig geordnet und die Neidegger Urkunden von sechs Schreibern ordnen lassen. Eine Anzahl der erhaltenen Greiß’schen Urkunden tragen ausführliche Stückvermerke von seiner eigenen Hand, und zwar: 1. 1512 Nov. 22. „bewilligungs brieff an frau Barbara von Greyß, daß sie in namen ihres herrn anherrn undt vattern, so es zuvor ir wille ist gewest, ein ewige meß stiften welle; datum montag vor S. Khattrey tag ao. 1512.“ — 2. 1528 Juli 6. „khauffbrieff umb die vesten Sichlbach derselben zugeherigen underthanen, zehendten, wißmadten undt äckhern von den Siegern gebruedern an Wilhelbm von Greyß rittern, montag nach Udalrici ao. 1528.“ — 3. 1535 Juni 16. „khauffbrieff an frau Barbara von Greyß umb ein prandtstadt zu Ilgerhoven, der Mülhoff genantt von Margaretha Steffan seeligen des Pettern sühn zu Prun nachgelassner wittib, ausgangen den 16. juny ao. 1535.“ — 4. 1537 Dez. 2. „khauffbrieff von Wol- ffen Pöttinger umb edliche freynsaigne undterthonen nahendt bey Stessing in Castinger (Kasten) pharr an frau Warbara von Greyssen, aussgangen an 1 Wißgrill, I, S. 114. 2 Wißgrill, III, S. 393-400.