Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

22 Die Urkundenabteilung. Friedrich um die Festen und Gerichte Täufers, Trostperg, Kastelruth, Stras- berg, Sterzing u. a. von 1438); Urkunden, die sich auf die innerösterreichi- sehen Länder bezogen, kamen an Erzherzog Karl (z. B. auch die erwähnten Lehenbriefe auf die Grafen von Cilli); die Österreich ob und unter Enns be­treffenden Archivalien endlich blieben im kaiserlichen Schatzgewölbe zu Wien. Da sich der Gesichtspunkt des territorialen Betreffs oft mit dem des Empfängers deckt, so erfolgte die Teilung, wenn auch unbeabsichtigt, zum Teil nach der Provenienz der Urkunden. Oft aber wurde durch die Berück­sichtigung des territorialen Betreffs die Provenienz zerrissen; so etwa, wenn Urkunden, die sich auf das Kärnten der Herzoge aus dem Hause Görz-Tirol beziehen (z. B. der Lehenbrief König Rudolfs auf Meinhard von Tirol um Kärnten vom 1. Febr. 1286 oder auch schon der Lehenbrief des Bischofs Berchtold von Freising auf Meinhard von 1283 um die in Kärnten gelegenen Lehen) nicht nach Innsbruck, sondern nach Graz kamen, weil Kärnten seit 1411 zur innerösterreichischen Ländergruppe gehörte.1 Gegen die Pro­venienz wurde auch dann geteilt, wenn der territoriale Betreff sich nicht mit dem Empfänger, sondern mit dem Aussteller deckte: so blieben die Salzburger Lehenbriefe auf die Grafen von Ortenburg (mit Ausnahme eines einzigen von 1248) in Wien, während die Lehenbriefe der Patriarchen von Aquileia auf die Grafen von Ortenburg Erzherzog Karl zugeteilt wur­den. Endlich muß noch bemerkt werden, daß die Urkunden folgender Gruppen wegen ihrer Wichtigkeit zur Gänze als „Instrumenta communia“ im Wiener Schatzgewölbe verwahrt blieben: Schuldbrief auf die Fürsten von Österreich, Quittungen auf die Fürsten von Österreich, Verzeihungen gegen die Fürsten von Österreich, Dienstbrief, Dienstrevers, Ansprecher und Urfehden. Die 1565 im Wiener Schatzgewölbe verbliebenen Urkunden wurden nun nach der Gründung des StA. von Weinkopf in das Österreichische Archivrepertorium (AB. 374 e) eingetragen und stehen daher heute im Repertorium I (AB. 375). Die an Erzherzog Karl abgetretenen Urkunden hingegen sind heute im Repertorium XXIV (AB. 406) zu suchen. Wo also durch die Teilung von 1564 Provenienzen zerrissen worden waren, ist dies auch heute noch in den Repertorien so geblieben; die Salzburger Lehenbriefe auf die Grafen von Ortenburg finden sich im Repertorium I, die Aglayer im Repertorium XXIV. Andererseits wurden durch eben diese Teilung von 1564 provenienzwidrige Trennungen, die Putsch vorgenommen hatte, wie­der gutgemacht, indem z. B. die Aglayer Lehenbriefe auf Ortenburg und die Lehenbriefe auf Cilli durch ihre Auslieferung an Erzherzog Karl mit den österreichischen und Gurker Lehenbriefen auf Cilli und Ortenburg und überhaupt mit den archivalischen Hauptbeständen dieser Dynasten­geschlechter wieder vereint wurden, so daß Urkunden aus dem 1. und 3. Bande des Putsch heute gemeinsam im Repertorium XXIV (AB. 406) er­scheinen. Freilich wurde ein beträchtlicher Teil dieser Urkunden, wie wir bei Besprechung der Adelsarchive des 3. Putschbandes noch hören werden, infolge ihrer zu verschiedenen Zeiten stattfindenden Einbringung aus Graz 1 Näheres hierüber siehe in den Ausführungen über das Grazer Schatzgewölbe.

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