Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius
II./7. Beydaels — Burgklehner. 241 Man sieht, es kam Rosenthal auch damals, 1775, wo das StA. doch tatsächlich längst über den Rahmen eines bloßen Urkundenarchivs hinausgewachsen war, noch hauptsächlich auf die Sammlung von Urkunden und Vertragstexten — Haus und Staat betreffend — an, die er in möglichst lückenloser Reihe zu besitzen wünschte. Zu der von ihm angekündigten „Ausziehung ein und andern Stückes“ ist es dann, nachdem die Sammlung im Wege der Hofkanzlei am 30. Aug. 1776 tatsächlich ins StA. gelangt war, allerdings nie gekommen. Auch nicht zur geplanten Weiterleitung an die Hofkanzlei oder den Staatsrat. Die Bände blieben vielmehr im StA., wurden 1809 von den Franzosen verschleppt und 1815 wieder zurückgebracht. In der Folge teilten sie als „Böhmen Nr. 1“ die wechselnden Schicksale der Manuskriptensammlung, bis sie endlich auf Grund des Prager Übereinkommens vom 18. Mai 1920 Annex I Absatz 1 sub 10 am 26. Juni 1922 von der tschechoslowakischen Regierung angefordert und mit Protokoll vom 2. Oktober des gleichen Jahres an die Tschechoslowakische Republik abgetreten wurden. Wohin das im Nachlaß des 1768 verstorbenen Reichshofrates Friedrich Christian Freiherrn von Senckenberg aufgefundene und zunächst in die Reichskanzlei verbrachte Borschecksche Manuskript schließlich gekommen ist, ließ sich nicht ermitteln.1 Burgklehner.2 Am. 1. Aug. 1755 überkam „das k. k. geheime Universal-Haus-Archiv“ aus der geheimen Hof- und Staatskanzlei-Registratur nachfolgende Manu- skripta: 1. 4 Bänd in Folio von Francisco Guillimanno sub tit. Chron. Austr.;3 2. 1 Band in Folio von Mathia Burcklechner sub tit. Aquila Tiro- lensis; 3. 12 Bänd vonP. Steyrer S. J.,4 worunter 10 in Folio und 2 in Quarto. Von den Verfassern dieser Manuskripte stehen der des ersten, Guilli- mann, und der des zweiten, der tirolische Kanzler Mathias Burgklehner,5 durch die Person ihres unmittelbaren Auftraggebers, des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Maximilian in einem gewissen Zusammenhang. Burgklehner, im Jahre 1573 zu Innsbruck geboren, gestorben 7. Sept. 1642, seit 1612 tirolischer Kanzler, hatte sich nach anfänglich universalhistorischen Studien6 später der heimatlichen Landeskunde zugewandt und bereits im Jahre 1608 als vorläufige Frucht dieser Arbeiten dem Erzherzog den ersten Band seines großangelegten Werkes „Der tirolische Adler“ usw. überreicht, wofür ihm 200011. Ehrensold zuteil wurden. Diesen 1608 dem Erzherzog übereichten Band haben wir nun in der 1755 aus der Staatskanzlei ins Archiv gelangten Burgklehnerschen Handschrift zweifellos vor 1 Reichshofrat Fasz. 165 rot; vgl. den Abschnitt Senckenberg. 2 Vgl. oben S. 140, 148. 3 Vgl. oben S. 140 und unten Abschnitt Guillimann. 4 Vgl. oben S. 140 und unten Abschnitt Steyerer. 5 Vgl. Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 3, S. 608. Außerdem Josef Kraft, Der Bilderschmuck in M. Burgklehners „Tiroler Adler“, in: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum in Innsbruck, Heft VIII, Innsbruck 1928, S. 362—405, wo auch ältere Literatur angegeben ist. 6 Thesaurus historiarum etc., erschienen 1602 zu Innsbruck. Iaventare des Wiener Haus-, Hof- uad Staatsarchivs, Bd. 6. 16