Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Handschriftenabteilung von Fritz Antonius

II./7. Bartenstein — Beydaels. 239 der Zeit nach der Rückkehr Batthyánys aus der Türkei. Böhm 1068 bringt Berichte und Gutachten über die ungarischen Grenzfestungen aus den Jah­ren 1747 und 1748. Endlich Böhm 1085, Collectanea zur Geschichte des Türkenkrieges von 1737/38. Über die Art, wie diese durchaus einheitlich gebundenen Bände aus der Batthyányschen Bibliothek in die Staatskanzlei gekommen sind, ist nichts bekannt. Vermutlich sind sie, wie sich das beim Ableben anderer Staatsmänner nachweisen läßt (Bd. I S. 54*), aus dem Nachlaß Karl Bat­thyánys angefordert worden. Ins Archiv gelangten sie erst mit der alten Registratur der Staatskanzlei im Jahre 1851.1 Beydaels. Als der k. k. Rat und erste Wappenkönig des Ordens vom Goldenen Vließ Franz Ritter v. Beydaels de Zittaert am 18. April 1811 starb, wurde sein Schriften- und Büchernachlaß sowohl in seinem Bureau als in seiner Privatwohnung2 amtlich sichergestellt und in die Verwahrung der Staats­kanzlei übernommen. Der Grund für das in diesem Fall besonders schnelle Vorgehen der Staatskanzlei war, daß sich Beydaels bei seiner Anstellung in Brüssel im Jahre 1781 erbötig gemacht hatte, alle seine Manuskripte und Bücher der Chambre heraldique, d. h. dem Staate zu hinterlassen.3 Es befanden sich nun in diesem sogenannten „niederländ. herald. Archiv“ neben einer ganzen Reihe genealogischer und heraldischer Schriften und Bücher auch eine größere Menge von Manuskripten meist geistlichen In­haltes, die wohl zum überwiegenden Teil aus dem Besitz aufgehobener niederländischer Klöster stammten. Der größte Teil der genealogischen und heraldischen Schriften — 272 von 298 verzeichneten Stücken —- wurde 1826 nach Brüssel abgegeben, den Rest mußte, wegen Platzmangels in der Staatskanzleiregistratur, in der Folge das StA. übernehmen. Die Direktion bezeichnete allerdings auch damals noch (1829) keines der Manuskripte als für das StA. geeignet und beantragte die Vorlage des Verzeichnisses an die Hofbibliothek zur freien Auswahl und die Schenkung des übrig­bleibenden Restes an ein Kloster. Trotzdem aber blieben die Handschriften zunächst im Archiv. Einige Bände genealogisch-heraldischen Inhaltes wur­den im Jahre 1837 an das eben in Gründung befindliche Adelsarchiv der Hofkanzlei abgegeben, die Mehrzahl der übrigen rund 80 Manuskripte kam im Zuge der großen Austauschaktion 1869 in die Hofbibliothek. So ist es nur wenig, was sich von dieser Provenienzgruppe bis heute in unserer Sammlung erhalten hat. Es sind das die Bände Böhm: 679, Chronik von Holland, einer jener Bände, die 1829 als ganz besonders geeignet für die Hofbibliothek bezeichnet worden sind, aus der Bibliothek des Kartäuser­klosters in Brüsel stammend;4 680, Miscellanea zur Geschichte der Nieder­lande; 681, der „Liber patriciorum urbis Lovaniensis“ aus dem Besitz des Schöffen und Bürgermeisters von Löwen Ferdinand van Driesche; 795 und 1 AB. 171; vgl. oben S. 188. 2 Herrengasse 38, bzw. Teinfaltstraße 82. 3 Vgl. den Vortrag Metternichs vom 22. Mai 1811 im Selekt Beydaels Karton 1, Konv. 1 und unten die Ausführungen Schmids über die belgische Abteilung und Keinöhls über das Archiv des Ordens vom Goldenen Vließ. * Vgl. oben S. 232.

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