Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)

Die Urkundenabteilung von Paul Kletler

Die Siegelsammlungen des StA. 131 2. Die von Savasche Siegelsammlung. Nach der Smitmerischen die wertvollste sphragistische Sammlung Österreichs. Sie besteht aus etwa 8000 Gipsabgüssen, Wachsabdrücken und von ihren Urkunden abgetrennten Originalsiegeln. Nach dem Tode des namhaften Sphragistikers Karl von Sava im Jahre 1864 kam dessen Siegelsammlung in den Besitz des damals eben gegrün­deten „Österreichischen Museums für Kunst und Industrie“ (s. Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaisertums Österreich, unter „Sava“). In Würdigung der vom StA. in einer Eingabe des Jahres 1926 vorgebrachten Gründe, daß die von Savasche Sammlung im StA. zusammen mit der Smitmerschen und vor allem mit den bei kritischen Untersuchungen hier immer zum Vergleich heranziehbaren Originalsiegeln an den Urkunden der Forschung am besten dienstbar gemacht würde und daß Siegelsammlungen überhaupt nicht in ein Museum, sondern in ein Archiv gehören, übergab das Museum für Kunst und Industrie im Jahre 1927 die Sammlung (den dazugehörigen, in 9 Schachteln untergebrachten Zettelkatalog [AB. 522 b] 1931) mit Genehmigung des Bundesministeriums für Handel und Verkehr als Leihgabe dem StA. Die Siegel dieser Sammlung gehören gleichfalls hauptsächlich dem Mittelalter an und sind nach den Siegelführern in den Gruppen „Weltlich“ (dazu 2 Schachteln des Zettelkatalogs), „Geistlich“ (2 Schachteln), „Städte­siegel“ (dazu 4 Schachteln des Katalogs), „Institute, Vereine, gräfliche Ge­schlechter“ (innerhalb dieser Abteilungen alphabetisch und zuletzt chrono­logisch) angeordnet. Schon diese Gruppen zeigen, daß die Sammlung nicht nur den Handapparat von Savas zu seinen bekannten sphragistischen Ar­beiten (besonders „Die Siegel der österreichischen Kegenten“, Wien 1871) darstellt, sondern weit darüber hinausreicht. In der Tat finden wir hier neben den Siegeln der österreichischen Landesherren ebenso auch die Siegel der bayrischen und brandenburgischen, der flandrischen und schlesischen Fürsten wie auch zahlreicher kleinerer deutscher Territorial­herren, meist in schönen Reihen, begleitet auch von vielen „Damensiegeln“; besonders reich ist die Abteilung Städtesiegel, in der wohl fast jede be­deutendere deutsche Stadt vertreten ist und die mit den prachtvollen Siegeln der Hansestädte über die Grenzen des Reiches und des deutschen Sprachgebietes hinausgreift. Besonders fallen noch die zahlreichen Siegel englischer Klöster auf. 3. Kleinere Siegelsammlungen. Außer diesen beiden großen Sammlungen befinden sich im StA. dann noch einige kleinere Siegelsammlungen, die immerhin genealogisch-heral­disch wertvolles Material enthalten. Die im Jahre 1930 angekaufte Siegelsammlung (als „Wappensamm­lung“ bezeichnet) „Eduard von Thürnen“. Sie besteht aus 1100 auf 53 Kartons aufgeklebten Siegellacksiegeln deutscher, aber auch französi­scher, niederländischer, schwedischer u. a. Adelsgeschlechter, in geringerer Zahl auch aus Siegeln von Kaisern, Königen, Städten und Klöstern, und zwar im allgemeinen etwa ab 1600, jedoch auch aus früherer Zeit. Der 9*

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