Inventare Teil 5. Band 6. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1938)
Die Urkundenabteilung von Paul Kletler
128 Die Urkundenabteilung. worden. Zum Teil befand sie sich damals noch in der alten Registratur der Staatskanzlei. Zu Ende der Vierzigerjahre belief sich die Sammlung der Drucke auf sechs Aktenbünde und die der Abschriften auf 51 Schachteln. 1851 hat die alte Registratur der Staatskanzlei die einschlägigen Aktenstücke bis 1806 ins StA. (Hauptarchiv) abgegeben. Vereinzelte Ergänzungen hat die Sammlung in den Fünfzigerjahren aus den Verträge betreffenden Akten1 sowie aus der Abschriftensammlung Firnhabers 2 und aus der Abteilung Frankreich3 erfahren. Die Sammlung stand damals unter Wo- chers Obhut, der sie einer durchgreifenden Neuordnung unterzog und auch einen Zettelkatalog (AB. 254) anlegte. 1861 sind aus dem Nachlasse des Fürsten Franz Dietrichstein einige Abschriften hinzugekommen. 1868 hat das Ministerium des Äußern weitere Drucke und Abschriften — teils aus der alten Registratur der Staatskanzlei, teils aus dem Archiv der politischen Sektion — an das StA. (Hauptarchiv und Filiale B) abgegeben. Damals umfaßten die Drucke zwölf und die Abschriften acht Aktenbünde. In den Siebziger- und Achtzigerjahren haben beide Abteilungen aus dem Nachlasse des Hofrates Wilhelm Freiherrn von Pflügl, aus der preußischen Archivalienauslieferung, auch gelegentlich von Privaten weitere Zuwächse erfahren. 1892 hat das Ministerium des Äußern zahlreiche einschlägige Stücke, darunter Lithographien4 von 1830—1848, an das StA. abgegeben. 1907 hat Bittner beide Abteilungen unter Einarbeitung der Zuwächse aus der kaiserlichen Kabinettskanzlei (1902) und aus der administrativen Registratur des Ministeriums des Äußern (ab 1902) einer Neuordnung unterzogen. 1916 sind noch Drucke aus der Redaktion des Reichsgesetzblattes hinzugekommen. — Bestände: 109 Faszikel Drucke ab 1548 und 3 Exemplare der Sammlung der im Reichsgesetzblatte ab 1850 veröffentlichten Handelsverträge; 23 Faszikel Abschriften ab 1314.5 Die Siegelsammlungen des StA. Immer mehr werden die Urkundensiegel auch bei streng wissenschaftlichen Forschungen nicht nur für diplomatische, sondern auch für heraldische, genealogische und kulturgeschichtliche, in letzter Zeit auch für kunstgeschichtliche Untersuchungen herangezogen. Diese ernste vielseitige Bedeutung kommt freilich nicht jeder kleinen, oft mit dilettantischer Liebhaberei zusammengebrachten Sammlung von Siegelabdrücken zu. Das StA. besitzt jedoch jedenfalls zwei ganz hervorragende „wissenschaftliche“ Siegelsammlungen: die Smitmerische und die v. Savasche. 1. Die Smitmerische Siegelsammlung. Sie füllt mit etwa 12.000 Gipsabgüssen meist mittelalterlicher Siegel drei Kasten mit 258 Laden. 1 Bd. I S. 439. 2 Bd. I S. 185*. 3 Bd. I S. 531. 4 Seit 1819 verfügte die Staatskanzlei über eine lithographische Druckerei mit einer Presse und drei Arbeitern. 1834 mußte eine zweite Presse aufgestellt werden (J. K. Mayr, Geschichte der österr. Staatskanzlei unter Metternich 66). Über die Drucklegung der Wiener Kongreßakte vgl. J.K. Mayr, Die Schlußakte des Wiener Kongresses, in: Historische Blätter, 7. Heft, S.68, 69. 5 AB. 254, 177. Vgl. auch AB. 253/1—7 und AB. 519. Vgl. auch J. Miskolczy im Auszug in Levéltári Közlemények (ungar. Archivalische Zeitschrift) Bd. V, Heft 1—4, S. 15f.