Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)

Das Habsburg-Lothringische Familien Archiv von Fritz Von Reinöhl

Allgemeiner Überblick. Das 1749 errichtete StA.1 hatte nach den von Maria Theresia am 13. September dieses Jahres genehmigten Vorschlägen Rosenthals auch die Haussachen: die „Privilegia domus augustae, documenta genealogica, pacta familiae, Erbteilungen und Vergleiche, Heiratscontracte, Verzichte, Testamente, Vormundschaftsbestellungen und andere acta domus singu­laria seu domestica“ zu bergen.1 2 Es gab zu dieser Zeit drei habsburgische Hausarchive in Österreich: in Wien, Innsbruck und Graz.3 Neben diesen bewahrten aber auch die Archive der Reichshofkanzlei und der öster­reichischen Hofkanzlei Hausurkunden. Außerdem lagen in der Schatz­kammer Urkunden der kaiserlichen Familie (I S. 15*). In den Jahren 1750 bis 1752 hielt sich Rosenthal, nachdem er in Böhmen seit Herbst 1749 in allen Archiven und Registraturen, welche als Aufbewahrungsstellen der zur Aufnahme in das neugegründete Archiv bestimmten Archivalien in Betracht kamen, seine Auswahl getroffen hatte, zu dem gleichen Zweck in Innsbruck und Graz auf. Vor dem Ablauf des Jahres 1752 waren die von Rosenthal an all diesen Orten ausgewählten Archivalien nach Wien gebracht und mit dem Inhalte des Wiener Schatzgewölbes in dem neu­gegründeten Archiv vereint worden.4 1754 kamen auch die in der Schatz­kammer verwahrt gewesenen Urkunden hinzu (I S. 15* Anm. 8). Rosen­thal scheint wohl anfänglich an die Absonderung der Haussachen vom übrigen Inhalt des Archivs gedacht zu haben,5 6 kam aber dann wieder hievon ab.8 Aus dem zwischen 1784 und 1806 von Weinkopf verfaßten Akteninventar des StA. ist ersichtlich, daß eine Reihe von Haussächen, vornehmlich Korrespondenzen, abgetrennt und gesondert, aber nicht in einem eigenen Familienarchiv vereint, verwahrt worden waren.7 Im Jahre 1 Auf die Vorgeschichte des habsburg-lothringischen Familienarchivs, welche sich zum Teil mit jener des StA. deckt, daher von Bittner an anderer Stelle (Bd. I S. 11* ff.) dargestellt wird, wird hier nicht eingegangen. Es sei auch auf Gustav Winter, Die Gründung des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1749 bis 1762, Wien 1902, und auf Otto H. Stowasser, Das Archiv der Herzoge von Österreich, eine Studie zur Überlieferungs­geschichte der habsburgischen Urkunden, in Mitteilungen des österr. Archivrates, 3. Bd., I. Heft, 1919, verwiesen. 2 Winter a. a. 0. S. 21 und I. Bd. S. 17*, 22*. 3 Winter a. a. 0. S. 23. 4 Winter a. a. 0. S. 39f., siehe auch I. Bd. S. 17*f. 6 Vgl. das von Winter a. a. 0. S. 25 erwähnte, ihm zugeschriebene und in das Jahr 1750 gesetzte Gutachten. 6 Siehe seine nach Winter S. 61 in die Zeit vom 6. April 1761 bis zum 15. Febr. 1763 fallende Denkschrift, ebenda S. 67 ff. 7 AB. 2. Es sind dies Briefwechsel der Kaiser von Ferdinand I. bis Leopold I., mehrerer Kaiserinnen wie auch von Erzherzogen und Erzherzoginnen, 1562—1708 insgesamt 12 Faszikel (signiert K—W), Erbfolg- und andere österr. Rechte, Erbhuldigungen, König-, Kaiserwahlen, Krönungen (Fasz. BB), Genealogie und Geschichte betreffend (Fasz. HH), österr. Haussachen (Fasz. AA). Ob die 1784 erwähnten „Heuratssachen“ einen Teil dieses Faszikels bildeten oder während der Zeit, da Weinkopf das Archiv verzeichnete, in diesen eingeteilt wurden, ist nicht zu klären. 1*

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