Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)

Das Habsburg-Lothringische Familien Archiv von Fritz Von Reinöhl

Eberakten — Österreichisch-Estensisches Hausarchiv. 59 war, die Briefe noch lebender Prinzen, mit Ausnahme der von regierenden Häuptern abstammenden, diesen zurückgestellt, jene der verstorbenen je­doch verbrannt. Ebenso wurden alle privaten oder vertraulichen Schreiben der vormaligen Minister und Hofwürdenträger Franz’ Y. den Flammen über­antwortet. Am 10. Juli 1876 wurde das Archiv vom Testamentsexekutor dem Vertreter Erzherzog Franz Ferdinands übergeben.1 Nach dem gewalt­samen Tod des Erzherzogs am 28. Juni 1914 übergab im Juli 1915 der Wiener Rechtsanwalt Maximilian Ritter Schneider von Ernstheim das Hausarchiv dem StA. Das Archiv befand sich zu dieser Zeit in einem Zu­stand „unbeschreiblicher Verwirrung“, der durch einen früher vorgenom­menen Ordnungsversuch entstanden zu sein scheint. Immerhin glaubte man ein Hausarchiv im engsten Sinne, zu dem ein 1876 angelegtes Ver­zeichnis vorhanden war, und drei diesem angegliederte Gruppen unter­scheiden zu können, nämlich Akten der herzoglich modenesischen Güterverwaltung, Akten des Großmeisters des deutschen Ordens Erzherzog Maximilian und die Registratur der Güter­verwaltung Erzherzog Franz Ferdinands. Auf Wunsch Erz­herzog Karl Franz Josefs, des nachmaligen Kaisers Karl, auf den das estensische Erbe übergegangen war, wurden aus der letztgenannten Regi­stratur alle Akten, welche zur Verwaltung des estensischen Vermögens be­nötigt wurden, ausgeschieden und ihm scheinbar 1916 ausgefolgt. Es waren dies Akten der verschiedenen Administrationen in Italien, wie der Güter in den Provinzen Toskana, Modena, Padua, Mantua und Vicenza, Akten über die Bildergalerie und das Museum in C a t a j o, über das Fideikommiß Obizzi, über die Stiftung Las- cito Estense, über jene der Capellanie zu Catajo und über die EstensischenGräberinS. Vicenzo in Modena. Im Januar 1916 wurden ferner aus dieser Registratur der fürstlich hohenbergischen Kanz­lei alle Akten übergeben, welche die auf den Erben Franz Ferdinands, Fürsten Max von Hohenberg, übergegangenen Vermögenschaften und Pflichten betrafen. Durch diese Aktenabgaben war die Registratur der Güterverwaltung Erzherzog Franz Ferdinands im wesentlichen wieder aus dem StA. ausge­schieden. Verschiedenerlei Gründe, vor allem die geringe Zahl und die große Belastung der im StA. während des Krieges und in der ersten Nach­kriegszeit dienenden Beamten, haben dazu geführt, daß die von Kratochvil und Goldmann begonnene Bearbeitung des Bestandes nicht vorwärts ging und erst 1925 an eine wenigstens oberflächliche Ordnung des Archivs ge­schritten werden konnte. Am 26. Febr. 1925 wurde Wolkan der Auftrag hiezu erteilt, Mitte Mai desselben Jahres hatte er ihn vollzogen. Der Ord­nung des Archivs standen große Schwierigkeiten entgegen; wie erwähnt, war nur zu einem Teil ein Verzeichnis vorhanden, Verzeichnisse anderer Teile wurden im Laufe der Ordnungsarbeit erst gefunden; die archivali- schen Einheiten waren vielfach ihrer ursprünglichen Umschläge beraubt usw. Um die Ordnungsarbeit nicht auf unberechenbare Zeit auszudehnen, mußte Wolkan auf vorhergehende, archivgeschichtliche Untersuchungen 1 Übergabsprotokoll in AB. 292 a.

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