Inventare Teil 5. Band 5. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1937)
Kabinettsarchiv von Fritz von Reinöhl
Nachlaß Wallis — Nachlaß Wilczek. 219 Minister in der Lombardei; zog sich 1796 ins Privatleben zurück. 1811 Obersthofmarschall.1 Wilczek hatte während seiner wechselvollen Laufbahn eine gewaltige Menge von Akten und Korrespondenzen bei sich behalten, die er zuletzt teils in seiner Wohnung, teils im Obersthofmarschallamt verwahrte, wo sie der Obhut des Kanzleidirektors dieses Amtes Hofrats Josef Hermann Freiherrn von Diller anvertraut waren. Darunter befanden sich auch Gesandtschaftsakten seines Vorgängers in Florenz, des Grafen Karl Firmian. Nach Wilczeks Tod übernahm Diller auf Grund eines schon am 20. Jan. 1819 ergangenen kaiserlichen Auftrages auch den in Wilczeks Wohnung befindlichen Teil in seine Verwahrung. Mit Entschließung vom 12. März 1819 beauftragte dann Kaiser Franz den Direktor des Geheimen Kabinetts Hofrat Neuberg, die Akten, welche 100 Faszikel füllten, zu übernehmen.1 2 Bald darauf verzeichnete der Staatsratskonzipist Josef Witteczek diese Akten.3 Mit Handschreiben vom 3. und 7. April 1822 beauftragte der Kaiser sodann eine unter dem Vorsitz des Staats- und Konferenzministers Karl Grafen Zichy eigens aufgestelle Kommission, den Nachlaß Wilczeks zu sichten und zu beantragen, wohin die einzelnen Akten abzugeben wären. Diese Kommission schlug vor, die Akten der Staatskanzlei zu übergeben, welche sie im StA. hinterlegen, sichten und nach Zurückbehaltung der in ihre Registratur und in das genannte Archiv gehörigen Stücke alle anderen an die zuständigen Hofstellen verteilen solle, bezüglich welcher Verteilung sie zugleich Vorschläge machte. Da der Kaiser am 6. Jan. 1824 diesen Antrag genehmigte,4 wurde nach ihm verfahren. Die Akten wurden vom Kabinett am 17. Jan. 1824 in das StA. übertragen, wo unter Berücksichtigung der obgenannten, die Verteilung betreffenden Vorschläge der Kommission eine genaue Sichtung und Scheidung des Nachlasses vorgenommen wurde. Am 16. Februar überwies die Staatskanzlei der vereinigten Hofkanzlei, dem Finanzministerium, der obersten Justizstelle, dem Hofkriegsrat, der Polizeihofstelle und dem Obersthofmeisteramt die für sie ausgeschiedenen Akten.5 Von den für die Staatskanzlei bestimmten Akten, welche weit mehr als die Hälfte des ganzen Nachlasses betrugen, wurde auf Antrag der Archivleitung 1824 ein recht beträchtlicher Teil vernichtet; wie das hierüber angelegte Verzeichnis lehrt,6 ist leider auch viel Wertvolles, es sei hier nur Wilczeks reicher Briefwechsel mit verschiedenen diplomatischen Vertretern, mit Karl Josef Grafen Firmian und anderen Personen erwähnt, vernichtet worden. Die für die Staatskanzlei ausgeschiedenen Akten sollten teils deren Regi1 Wurzbach, Biogr. Lexikon Bd. 56, S. 115 Nr. 4; Allgemeine deutsche Biographie Bd. 42, S. 482ff.; Nekrolog Wiener Zeitung 1819 Nr. 38. 2 K. A. 35/1819. 3 Vortrag des StA. vom 4. Febr. 1824 Reg. des StA. Z. 3/1824. Witteczeks Verzeichnis dürfte das in C. A. a. 2081/1822 erliegende sein; es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß dieses Verzeichnis jenes wäre, welches nach K. A. 35/1819 im Obersthofmarschallamt angefertigt wurde. 4 C. A. a. 125/1822. Original des Handschreibens samt Verzeichnis in Staatskanzlei, Vorträge Fasz. 349. 5 Note der Staatskanzlei an das StA. 21. Febr. 1824 Reg. des StA. Z. 5/1824 und der ebengenannte Bericht dieser Direktion mit genauen Verzeichnissen. 6 Reg. des StA. Z. 5/1824.