Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Staatenabteilungen (Vereinigte Diplomatische Akten)

566 Staatenabteilungen: B. Außerdeutsche Staaten. Zwanzigerjahren hat das StA. aus der Registratur der Hofkanzlei mancher­lei Zuwächse vom 16. bis zum 18. Jahrhundert erfahren (Compactaten, acta foederis polono-veneti, polnische Wahlakten u. a. m.). Einige einschlägige Aktenstücke sind damals an die alte Registratur der Staatskanzlei abgegeben worden. 1829 hat diese einigel wenige, meist unzusammenhängende Teilei ihrer polnischen Bestände dem StA. überantwortet. Andere sind ihm um 1840 aus Gentzens Nachlaß zugekommen. Den Hauptteil der polnischen Ab­teilung machten bis ans Ende der Vierzigerjahre die Polonica der Reichs­hofkanzlei aus. Nach der Einverleibung Krakaus hat man sich im StA. lebhaft für die dort in großen Massen lagernden polnischen Archivalien interessiert.1 Der Hauptteil derselben — die von den Russen in Krakau zurückgelassenen Bestände des polnischen Kronarchivs, die Archive des Palatinats, der Stadt Krakau und des Krakauer Domkapitels, die Akten des Appellationstribunals für Westgalizien und zahlreiche Grodgerichtsakten — lag damals mit Ausnahme des Domkapitelarchivs teils im Archive des Krakauer Senats, teils völlig ungeordnet im Stadtturme. Metternich, dem die Direktion des StA. hierüber berichtete, war nicht abgeneigt, die histo­risch wertvollen Teile dem drohenden Verderben zu entreißen und — unter Vermeidung jeglichen Aufsehens — ins StA. nach Wien bringen zu lassen. Aber sein Sturz begrub diesen Plan. 1851 hat die alte Registratur1 2 3 der Staatskanzlei ihre einschlägigen Bestände (bis 1805) an das StA. (Hauptarchiv unter Fiedler) abgegeben.3 Diese Anlieferung enthielt ■— teils vermischt, teils abgesondert — auch Warschauer Gesandtschaftsarchivalien, und zwar nicht nur österreichische, sondern auch russische (aus den Jahren 1730—1734). Wann und wie diese letzteren in österreichischen Besitz gelangt sind, ist nicht bekannt. 1859 sind dem StA. von der niederösterreichischen Lehensanwaltschaft zwei den polnischen Reichstag von 1720 betreffende Aktenfaszikel übergeben wor­den. Um dieselbe Zeit hat die Abteilung Polen aus den Friedensakten der Staatskanzlei einen Zuwachs von 1796 erfahren. In den Jahren 1859 bis 1864 hat- die alte Registratur der Staatskanzlei mehrmals kleinere Nach­träge an das StA. abgegeben, ebenso 1860 das Kriegsarchiv die westgalizi- schen Grenzdemarkationsakten (Marquis Johann Chasteler und Benedikt Caché) von 1795 if. 1864 hat das StA. (Hauptarchiv unter Fiedler)4 die Papiere des Grafen Franz Dietrichstein aus der Zeit seiner Wirksamkeit in Galizien (1809) zum Geschenk erhalten. 1868 sind dem StA. (Filiale B) aus der alten Registratur der Staatskanzlei u. a. die Akten der Unterabteilungen Krakau und Warschau zugekommen. Der Archivalienaustausch mit Preußen von 1874 hat der Abteilung Polen einige Zuwächse eingebracht. Auch die Urkunden des sogenannten Polnischen Kronarchivs sind damals von Preußen eingetauscht worden. 1878 hat das Ministerium des Äußern die den west­1 Das Lubliner (Krön) Tribunalarchiv lag damals in Lemberg und ist 1846 an Polen ausgeliefert worden (Registr. des StA. 18/1845 und StK., Archiv 15). 2 Zwei von Franz Freiherrn von Lebzeltern und Johann Lippa (dieses 1843) an­gelegte Verzeichnisse in StK., Interiora 36. 3 Ein Faszikel lag damals in der Filiale B (Bitermann). 4 Auf ihn gehen kleinere Zuwächse aus den Österreichischen Akten (Böhmen) zurück.

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