Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Staatenabteilungen (Vereinigte Diplomatische Akten)

558 Staatenabteilungen: B. Außerdeutsche Staaten. schlossen. Auch die Bemühungen der Marcus-Bibliothek von 1850 sind anscheinend erfolglos geblieben. 1850 lagen in der Filiale B des StA. weit über tausend Faszikel alt- venezianischer Bestände, unter diesen auch jene Fluß- und Wasserakten, die man — hundert Faszikel stark — hatte austauschen wollen. Noch immer aber war mit Ausnahme der Urkunden nur ein geringer Teil ge­nauer untersucht und auf genommen. Ebenso summarisch waren die Ver­zeichnisse gehalten.1 1851 kamen dem StA. (Filiale B) aus der alten Re­gistratur der Staatskanzlei über 80 Faszikel und Bände Venedig betreffen­der Staats (Hof )kanzleiakten (1695—1809) zu. 12 andere Faszikel gleichen Inhaltes (1798—1805) entstammten jenen Teilen (o. S. 545) von Zanettis Ar­chiv, die 1809 vor den Franzosen gerettet und 1810 in der alten Registratur der Staatskanzlei hinterlegt worden waren. Dieser Zuwachs entsprach jenem Teile des Archivs Zanettis, der 1809 von Wien über Paris nach Mailand, 1819 von Mailand an die Hofkanzlei nach Wien zurückgelangt und von dieser schon in den Vierzigerjahren dem StA. übergeben worden war. Beide Zu­wächse, die 1852 um zwei Kodizes (Kanzleiprotokolle der Patriarchen von Aquileja von 1296—1359) aus Udine vermehrt wurden, sind von Biter­mann, Buschmann, Klinkowström und Firnhaber, von 1862 an von Meiller verwaltet worden.1 2 Die Hauptarbeit der 1859 vollendeten Neuaufstellung ist von Firnhaber im Vereine mit Thomayr geleistet worden. Im Februar 1860 wurde ihm die venezianische Archivabteilung ganz zugewiesen, doch ist er noch im selben Jahre gestorben. Auch die venezianischen Urkunden sind zu Ende der Fünfzigerjahre von Firnhaber bearbeitet worden. Im Hauptarchive lagen samt demRepert. C (AB. 108) jene Venedig betreffenden Faszikel Reichshofkanzleiakten von 1330—1799, die das StA. in den Jahren 1814—1816 nach dem Rücklangen des Reichsarchivs aus Paris dauernd übernommen hatte. Vor 1860 wurden verschiedene Venedig betreffende Aktenstücke aus den österreichischen Akten der Reichshofkanzlei ausge­schieden und der Unterabteilung Venedig einverleibt. Andere lagen in der Unterabteilung Rom sowie in den Friedensakten der Staatskanzlei. Hand in Hand mit dieser verspäteten Bearbeitung der venezianischen Archivabteilung gingen in den Fünfzigerjahren großzügige wissenschaft­liche Publikationspläne. 1852 ordnete das Ministerium des Innern die Ver­öffentlichung der wichtigsten, noch in Venedig liegenden Dokumente zur Geschichte der alten Republik an. Der Direktor des venezianischen General­archivs wollte zu diesem Zwecke eine historische Zeitschrift gründen. Bayrische Gelehrte planten um dieselbe Zeit die Herausgabe der Handels­verträge zwischen Venedig und Ostrom, die im Rahmen einer von der Wiener Akademie der Wissenschaften zu eröffnenden fünften Abteilung der Fontes rerum Austriacarum (als Fontes rerum Venetarum) gedacht war. Dieses lebhafte Interesse für die Geschichte der alten Republik wirkte sich in der ersten Hälfte der Sechzigerjahre auch für das Generalarchiv in Vene­dig günstig aus. Kaiser Franz Joseph verlieh ihm 1864 eine endgültige 1 Ein Verzeichnis der 1852 vorhandenen Repertorien in Registr. des StA. 162/1852. 2 Ein Bestandverzeichnis aus den Fünfzigerjahren in AB. 442. — Auch Fiedler war an diesen Arbeiten beteiligt.

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