Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Felgel von Farnholz—Fiedler. 33 nöthigte, um einen Urlaub einzuschreiten. Dieser Urlaub wurde ihm be­willigt, und da nach Ablauf desselben sein Krankheitszustand nicht behoben war, mit der a. h. Entschließung vom 6. Sept. 1853 auf die weitere Dauer eines Jahres a. g. verlängert. Nunmehr hat sich der Gesundheitszustand des Dr. Fick insoweit beruhigt, daß er geistigen Arbeiten wieder gewachsen ist, jedoch nicht in dem Maße, daß er die Anstrengung und die Aufregung einer öffentlichen Lehrtätigkeit auf sich nehmen könnte. Er bittet daher, daß er seines bisherigen Lehramts enthoben und ihm eine anderweitige Verwendung, etwa in dem k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive, gegeben werde“. Mit kais. Entschließung vom 29. Aug. 1854 wurde dies bewilligt. Damit glaubte F. eine seiner beschaulichen Natur mehr entsprechende Stellung gefunden zu haben. Es wird nicht wundernehmen, daß F. für das neue Amt nicht sehr viel Eignung mitbrachte. Aber überdies zeigten sich bald wieder schwere Geistesstörungen (Dämonomanie), welche die Über­führung F.s in eine Irrenanstalt und seine dauernde Beurlaubung nötig machten (1856). Trotz der Schwere der Krankheit — man fürchtete sogar Selbstmordversuche — erholte sich F. in den nächsten Jahren soweit wie­der, daß er im Jesuitenkonvikt zu Kalksburg historischen Unterricht erteilen konnte. Im Archiv ließ er sich nicht blicken, auch dann nicht, als er 1862 (April) auf Grund dieser Nachrichten zum Wiederantritt des Dienstes auf­gefordert wurde. Den Gehalt bezog er aber ruhig weiter. Erst Arneth setzte 1868 (30. Juli) die Pensionierung durch, wobei auf eine 30jährige Dienstzeit (10 Jahre Dienstzeit für den Unterricht in der kaiserl. Familie, 4 Jahre in Olmütz, 14 Jahre im Staatsarchiv) erkannt wurde. F. hat ein hohes Alter erreicht, er ist erst am 25. November 1881 in Graz gestorben. Außer einigen angefangenen Zettelkatalogen zu Handschriften (AB. 543/9, 12, 20) liegen von ihm keine Arbeiten vor. Fiedler Josef Ritter von, geb. zu Wittingau (Böhmen) am 17. März 1819, gest. in Baden bei Wien am 30. Juni 1908. F. widmete sich nach Vollendung des Gymnasialstudiums (Wittingau) und der zwei sogenannten philosophischen Jahrgänge (Universität Prag) dem Jusstudium an der Wiener Alma mater und nach dessen Beendigung zwei Jahre der Advoka­turspraxis.1 Trotz glücklichen Bestehens der Auskultantenprüfung für den richterlichen Dienst bewarb er sich der großen Neigung zu historischen Studien folgend und unter Hinweis auf seine slawischen Sprachkenntnisse im Juli 1844 um eine überzählige Praktikantenstelle am StA. Über warmes Eintreten Chmels und nach zweimaliger strenger Prüfung — das erstemal wurden die Kenntnisse im Altböhmischen für unzureichend befunden und F. hat sich dann unter Leitung von Dr. Miklosich auch in dieser Hinsicht vervollkommnet — wurde F. am 3. Dez. 1844 als überzähliger Praktikant mit Handschlag in Pflicht genommen, am 11. Dez. 1845 vereidigt. Chmel verschaffte ihm auch mit März 1845 unter Hinweis auf seine durch das große Wittingauer Brandunglück zerrütteten Familienverhältnisse ein jähr­liches Adjutum von 300 fl. Mit Jänner 1846 rückte F. in die zweite systemi­1 Vgl. Winters Nachruf im Almanach der Wiener Akademie 1909, S. 346, und Mayr, Gesch. d. StK. unter Metternich, S. 77 u. 82. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Bd. 4. 3

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