Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)
Sonstige Sammlungen von Archivalien verschiedener Herkunft von Lothar Gross
588 Sonstige Sammlungen von Archivalien verschiedener Herkunft. unter der Überschrift „Correspondenzen und Sammlungen“ eine Übersicht über ihren Inhalt gegeben, in der meist auch die einzelnen Korrespondenten angeführt sind. In dieser erscheinen die Korrespondenzen der Reichsvizekanzler und Reichsreferendarien, besonders des Reichsvizekanzlers Sigismund Ferd. Grafen Kurz, die Korrespondenz des Grafen Karl Cobenzl, des Reichsvizekanzlers Grafen Rudolf Colloredo, des Grafen Lothar Josef von Königsegg, die Korrespondenz des Prinzen Eugen von Savoyen mit dem Grafen Friedrich H. Seckendorf und die Konzepte Eugens zu Schreiben an verschiedene Personen, große Teile des Aktennachlasses des Grafen Friedrich Heinrich von Seckendorf und schließlich die Korrespondenz Adams und Franzens Grafen von Dietrichstein, welche ihrer Provenienz nach aus dem Nikolsburger Archiv stammt, von wo sie die Schweden im Dreißigjährigen Krieg fortbrachten. Sie ist dann mit den von Nostitz erworbenen Handschriften nach Prag und von hier 1751 ins Staatsarchiv gelangt.1 Ihrer Menge nach bilden diese Korrespondenzen sicher nahezu zwei Drittel des heutigen Bestandes. Die Korrespondenzen waren im Hauptarchiv untergebracht. Schon in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts fallen dann eine Anzahl sehr wertvoller Zuwächse, die heute alle in der Großen Korrespondenz untergebracht sind, zunächst aber wohl gesondert aufgestellt waren. 1830 erhielt das Archiv vom Grafen Wenzel Pötting die 21 Bände umfassende überaus wertvolle Korrespondenz seines Urgroßonkels Graf Franz Eusebius Pötting, 1662—1674 Botschafter in Madrid, mit Kaiser Leopold I. und Fürsten Johann Ferd. Porcia. (Fasz. 33—38). Diese enthält neben den Originalschreiben Leopolds an Pötting und deren Abschriften auch die Konzepte Pöttings zu seinen Relationen.1 2 Es ist nicht ohne Interesse, daß damals seitens des Archivs und der Staatskanzlei der Standpunkt vertreten wurde, daß es sich bei diesen Papieren wenigstens teilweise um Staatseigentum handle und von der Staatskanzlei geradezu von der „Vindicierung der in den Händen des Grafen Wenzel Pötting befindlichen Ministerialakten“ gesprochen wurde. Da man aber glaubte, das Eigentumsrecht der Familie Pötting an den Originalen und Abschriften der vertraulichen Schreiben Leopolds nicht bestreiten zu können, sicherte der Kaiser dem Grafen Pötting für die Überlassung der Korrespondenzen eine jährliche Rente von 200 fl. zu, die ihm aber erst ab 1839 ausbezahlt wurde.3 Mit diesen 1830 erworbenen Archivalien aus der Gesandtschaftskanzlei des Grafen Wenzel Eusebius Pötting sind heute sieben weitere Bände aus seiner Registratur, fünf Originalschreiben Kaiser Leopolds I. (1662 —1674), zwei Gesandtschaftsdiarien (1664—1674) enthaltend, vereinigt (Fasz. 33 und 35), die nebst einer großen Reihe anderer Handschriften 1753 dem Sammler Franz Matthias von Straka von Kaiserin Maria Theresia abgekauft wurden. Straka hatte diese Bände von einem Nürnberger Buchhändler erstanden, der sie wieder von Pöttings Erben erworben hatte.4 Andert1 Vgl. dazu Band 3, Abschnitt Handschriften. 2 Vgl. A. F. Pribram und M. Landwehr von Pragenau, Privatbriefe Kaiser Leopolds I. an den Grafen F. E. Pötting in Font. rer. Austr. II. Abt., Bd. 56 und 57. 3 Vgl. Promemoria des Grafen Pötting vom 16. Febr. 1839 in StK., Archiv Fasz. 11. 4 Vgl. über die Sammlung Straka Band 3, Abschnitt Handschriften.