Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Staatskanzlei (Ministerium des Äussern) von Josef Karl Mayr

406 Staatskanzlei (Ministerium des Äußern). Die Bewältigung dieser Zuwächse, denen in den nächsten Jahren noch mehrere kleinere1 nachfolgten, hat die Beamten des StA. mehr als ein Jahrzehnt lang in Anspruch genommen. Erst 1858 war die Sichtung voll­endet und noch 1867 die Bearbeitung „im weiteren Verlaufe“. Dennoch haben Klemm und Wocher — jener für die Filiale A, dieser für die Filiale B — die Herstellung der Zuwachsverzeichnisse (AB. 168 und 183) schon zu Anfang der Sechziger jahre abschließen können. Wochers Verzeichnis ist 1876, nachdem darin auch die Zuwächse der Sechziger- und Siebziger jahre nachgetragen worden waren, in jene zwei Bände zusammengefaßt worden, die seither als Repert. Z (AB. 183) bezeichnet werden.1 2 Unter diesen Staats­kanzleiarchivalien befanden sich auch solche der Reichshofkanzlei, die offenbar beim Rücktransporte des 1809 gleichfalls nach Paris verschlepp­ten Reichshofkanzleiarchivs irrtümlich in die Staatskanzleiregistratur ge­raten waren und nun ausgeschieden werden mußten.3 Die Staatskanzlei­archivalien wurden teils den schon bestehenden Archivabteilungen ange­reiht, namentlich den bis 1700 hinaufreichenden Nationalien der Reichs­hofkanzlei, unter gleichzeitiger Ergänzung des Repertoriums C (AB. 108),4 teils neu aufgestellt. Archivalien, die jenseits des Grenzjahres 1806 lagen und bei der Bearbeitung der Zuwächse zum Vorschein kamen, mußten dem Ministerium wieder zurückgestellt werden. Unterdessen hatte sich die alte Registratur, die seit 1853 eines Archi­vars ermangelte, wieder mit Archivalien der verschiedensten Art gefüllt. Schon 1851 waren etwa 1500 Faszikel zurückgeblieben, die Johann Teich­mann, teils weil sie jenseits des Grenzjahres lagen, teils wohl auch, weil er sich sein „Archiv“ nicht ganz nehmen lassen wollte, mit Vorbedacht zurückbehalten hatte. Kaum war aber durch die Abgabe von 1851 in der alten Registratur Platz geschaffen worden, als ihr auch schon — noch unter Teichmann — uneingelegte Akten in großen Mengen aus der neuen Regi­stratur zuströmten, deren Leiter die Gelegenheit benützte, sich dieses Bal­lastes, der sich dort zu ungeheuren Aktenstößen angesammelt hatte, zu •entledigen. Man kann daran das Maß der Schwierigkeiten erkennen, die das StA. bei der Ergänzung seiner Bestände und im besonderen bei der Ordnung derselben — zumal angesichts der oft erst nach Jahrzehnten auf­tauchenden Nachträge — zu überwinden hatte. 1866 mußten die wert­vollsten Teile in Kisten verpackt werden, da man sie vor den Preußen nach Ungarn flüchten wollte. Begreiflich, daß dieser Zwischenfall neue Unord­nungen mit sich brachte. Im Juli 1868 mußte die alte Registratur, wieder unter Fiedlers MiG Wirkung, neuerdings geräumt werden. Damals sind alle administrativen 1 Einige Staatskanzleiakten der Auslieferung von 1862 kamen in die Zeremonial- akten der Reichshofkanzlei. 2 Hiezu der gleichfalls von Wocher angelegte Zettelkatalog AB. 259. 3 Klemms Repertorium (AB. 168) bezeichnet sie mit I, zum Unterschiede von den Staatskanzleiarchivalien (II). 4 Andere Staatskanzleiakten gerieten in die Verfassungsakten, die Kriegsakten, die Geistlichen Wahlakten, die Reichskammergerichtsvisitationsakten, die Schwäbischen Kreis­akten, die Kleineren Reichsstände, die Reichstagsakten, die Reichsakten in specie, auch in die Große Korrespondenz.

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