Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Reichsarchive von Lothar Gross

Nowotny die Berichte der Prinzipalkommissäre und die Weisungen an sie ausgehoben, ebenso aus den Abteilungen Reichskammergerichtsvisitations- akten, Wahl- und Krönungsakten und geistliche Wahlakten, wie aus den von Nowotny im Repertorium B a (AB. 106) eingetragenen Vermerken deutlich zu ersehen ist. Sie bilden die Hauptmasse der heutigen Abteilung Prinzipalkommission und stammen ihrer Provenienz nach aus der Reichs­kanzlei. Es sind die eingelaufenen Originalberichte und die Konzepte der Weisungen. In späterer Zeit, 1893, wurde durch Winter auch aus der Abteilung Religionssachen anläßlich ihrer Neubearbeitung Material in die Abteilung Prinzipalkommission übertragen (vgl. AB. 106). Außerdem wurde ein Teil des Restes des Archivs der Prinzipalkommission in die Abteilung eingearbeitet. Bei der Prinzipalkommission war seit 1663 in Regensburg ein sehr bedeutendes Archiv entstanden. Nach der Auf­lösung des alten Reiches wurde im Jahre 1807 dieses Archiv gemäß den Vorschlägen des letzten Konkommissärs Johann Alois Freiherrn von Hügel zum größten Teil der Vernichtung preisgegeben.1 Den damaligen Bestand des Archivs zeigt uns das 1806 von dem damaligen Kanzleidirektor der Prinzipalkommission Josef Haas verfaßte Verzeichnis (AB. 134). An der Hand desselben sowie des Berichtes Hügels vom 22. Juli 1807,2 der in seinen Beilagen Übersichten über die zur Vernichtung wie über die zur Einsendung nach Wien bestimmten Akten enthält, läßt sich beiläufig er­kennen, in welchen heutigen Abteilungen des StA. die damals von der Ver­nichtung ausgeschiedenen Akten zu suchen sind. Die zur Übermittlung nach Wien bestimmten Akten sollten nach Hügels Vorschlag teils der Staatskanzlei, teils der ehemaligen Reichshofkanzlei zugewiesen werden. Ob die Akten tatsächlich in der von Hügel vorgeschlagenen Weise ver­teilt wurden, ist nicht mit Sicherheit feststellbar, wenn auch Bleistift­vermerke im Haasischen Repertorium gewisse Anhaltspunkte liefern. Das bereits erwähnte Verzeichnis der aus Paris (oben S. 281 f.) zurückgebrach­ten Reichshofkanzleiakten führt eine Anzahl von Nummern an, unter denen man Teile des Prinzipalkommissionsarchivs vermuten könnte. Tatsache ist jedenfalls, daß in dem von Knechtl angelegten Repertorium B a der Reichsakten (AB. 106) in der Abteilung „Reichsakten in specie, Kaiserliche Kommissionsakten, Reichskrieg gegen Frankreich“ die aus dem Regens­burger Kommissionsarchiv stammenden Akten schon begegnen, und zwar allem Anscheine nach nicht nur die von Hügel der Reichskanzlei zuge­dachten Bestände, wie etwa die Akten über die Personalia der Beamten der Kommission, sondern auch die der Staatskanzlei einverleibten, insbe­sondere die auf den ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich (Reichskrieg gegen Frankreich) bezüglichen Akten. Auch die aus dem Archiv der Prinzipalkommission stammenden Fundbehelfe finden sich im Repertorium B a in der Abteilung „Reichsprotokolle, Diarien und Dictata“ schon ver­zeichnet. Einiges auf die Introduktion neuer Reichsfürsten, das Erbmar­schallamt und Personalia bezügliche Material aus dem Archiv der Prin- * III. 1 Vgl. hierüber sowie über die Bestände dieses Archivs, Archivalische Zeitschrift, III. Folge, Bd. 3, S. 216 ff. s StK. Berichte aus dem Reich Fasz. 312. Reichstagsakten — Prinzipalkommission. 339 22*

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