Inventare Teil 5. Band 4. Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1936)

Biographien der Archivbeamten seit 1749 von Franz Hüter

Steiner—Stowasser. 143 Thallóczys Tod — als Direktor des Hofkammerarchivs in Aussicht ge­nommen. St. stand in engen Beziehungen zu Graf Berchtold, der mit ihm die ungar. Fragen zu besprechen pflegte. Stowasser Otto H., geb. am 21. Okt. 1887 in Wien als Sohn des Alt­philologen Jos. M. Stowasser, studierte ab 1906 an der Wiener Universität Geschichte und war 1909 bis 1911 a. o. Mitgl. des Österr. Instituts für Ge­schichtsforschung. Nach Abschluß der Studien trat St. (1911) bei der Hei­delberger Akademie als Mitarbeiter für die Herausgabe der badischen Weis- tümer ein, wurde 1912 Mitarbeiter der Regesta Habsburgica und ordnete und inventarisierte nebenher 1913 das gräfl. Douglassche Archiv auf Schloß Langenstein (Baden). Anfangs 1914 bewarb sich St. um die Aufnahme in den Konzeptsdienst des StA. Er wurde zunächst nur in Vormerkung ge­nommen, dann aber zum Ersatz des abkommandierten Konzeptsprakti­kanten Andreas Freiherrn von Morsey mit 11. Juni 1914 als unbesoldeter Aspirant zugelassen. Erst am 19. Juli 1915 wurde St. unter Verleihung eines Adjutums (1200 K jährlich) zum Konzeptspraktikanten ernannt. Nach dem Austritt des Freiherm von Morsey wurde St., der sich inzwischen (1916) an der Wiener Universität für Geschichte des Mittelalters und histor. Hilfswissenschaften habilitiert hatte, Archivkonzipist (22. Febr. 1917). Schon im November 1918 zum Vizearchivar vorgeschlagen und ab 1. April 1919 mit einer Personalzulage ausgestattet, wurde St. dann mit 24. Nov. 1919 endlich zum Staatsvizearchivar ernannt und rückte 1921 zum Staatsarchivar vor. Nachdem bereits 1920 sein Abgang an die deutsche Universität in Prag nahegerückt war, schied St. 1923 durch Ernennung zum Direktor des Archivs der Stadt Wien endgültig aus dem Beamtenstande des StA. aus. 1924 erhielt er den Titel eines a. o. Universitätsprofessors. Am 19. Febr. 1934 ist St., der sich in den letzten Jahren mehrfach laryngo- logischen Operationen hatte unterziehen müssen, einer plötzlich auftreten­den Angina pectoris erlegen. St. versorgte während der Kriegsjahre — nur zeitweise durch Hönel vertreten — den Kanzlei- (vgl. AB. 546) und Sonn­tagsdienst. Im Sommer 1916 wurde er zur Sichtung und Ordnung des österr. Konsulatsarchivs nach Belgrad entsendet, 1919 weilte er im Aufträge des Archivrates mehrere Wochen hindurch auf Schloß Jaidhof zwecks Ordnung des dortigen Archivs, insbesondere des Sinzendorfarchivs, und 1920 wurde ihm die schwierige Aufgabe der Sichtung und Skartierung des Herr­schaftsarchivs Mannersdorf übertragen. Daneben hat sich St. von Anfang an Provenienzstudien über die große Urkundenabteilung, deren Umordnung er schon 1915 angeregt hatte, und zwar insbesondere über das alte Wiener Schatzgewölbe, gewidmet. Seine hier erworbenen Kenntnisse leisteten bei der archivalischen Auseinandersetzung mit den Nationalstaaten große Dienste. An den Vorarbeiten zur Ausgabe der Acta extera Caroli V. nahm er in hervorragender Weise Teil (1920/21). 1921/22 ordnete und verzeich- nete St. das Archiv der Hofburgkapelle (AB. 379 a). Seit der Pensionierung Goldmanns leitete er die Handschriftenabteilung (vgl. AB. 449). 1921/22 war er Schriftleiter der insbesondere dank seiner Initiative vom StA. her­ausgegebenen „Historischen Blätter“, seit 1928 auch Mitgl. des Geschäfts­ausschusses des Archivbeirates, 1924 bis zu seinem Tode ferner Vizepräsi-

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