J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)

I. Die Postlogen - 12. Das Ziffernkabinett der Staatskanzlei

halten — sind nur jene in den Staatskalendern zu finden, die nach außenhin anderen Behörden angehörten, tatsächlich aber — ganz oder nur nebenbei — im Geheimen Dienste Verwendung fanden. Dies ist z. B. bei Hofrat Kronen­fels der Fall, der die Geheime Ziffernkanzlei bis 1812 als Sekretär des kaiser­lichen Kabinettes leitete, bei dem Staatskanzleirat Valentin von Huszár, der der türkischen Sprachgruppe der Ziffernkanzlei Vorstand, u. a. m. Alle übrigen aber sucht man im Staatskalender vergeblich, obwohl das Personal noch 1847 aus 15 Personen (einem Direktor, drei Subdirektoren und elf Offizialen) be­stand9). Hofrat Eichenfeld, der gleich Kronenfels (f 1812) ein Menschenalter lang (f 1838) den Direktorsposten bekleidete, und sein Nachfolger, der „wackere“ Adalbert Zaremba, fehlen darin ebenso wie die Subdirektoren Puz, Dollinger, Hölzl, Patruban und Schweiger und die Offiziale Wießner, Cobelli, Bitermann, Schneid, Matscheko, Urrisk, Eisl, Prantner, Genotte, Ottenfeld und Klein. Ja man ging sogar so weit, diese Beamten den Behörden gegenüber — etwa bei der Verlassenschaftsabhandlung des Vaters — als Angehörige eines anderen Ressorts — z. B. der Staatskanzlei — auszugeben10). Wenzel Löschner, der 1818 als geheimer Kabinettsoffizial starb, war ein so hervorragender Vertreter seines Faches, daß sein Gutachten audi bezüglich der Organisation der Staatskanzlei und des Postwesens eingeholt wurde. Die Auflösung des russischen Ziffernschlüssels, die ihm 1811 nach fast vierjähriger Arbeit glückte, hat Metternich als eine seiner meisterhaftesten Leistungen be­zeichnet11). Er nahm ihn 1815 nach Frankreich mit sich und zog ihn dort zur Mitarbeit in der Staatskanzlei heran. Löschner hinterließ eine berühmte Siegel­sammlung, die er angekauft und ergänzt hatte. Bitermann war ein so tüchtiger Logist, daß ihm 1832 die Einrichtung der Florentiner Postloge (S. 17) über­tragen wurde. Erb, der spätere Direktor des Staatsarchivs, verfügte, als er sich um Aufnahme in die Geheime Ziffernkanzlei bewarb, über die Kenntnis von fast einem Dutzend Sprachen12). In manchen Familien scheint sich der Zifferndienst — wie anderwärts — durch Generationen fortgeerbt zu haben; so in denen der Kronenfels, der Dollinger, der Hölzl, der Hueber, der Berger, der Schweiger, der Le Monnier, der Zaremba, der Puz u. a. 12. Das Ziffernkabinett der Staatskanzlei. Mit der Geheimen Ziffernkanzlei stand das Ziffernkabinett der Staats­kanzlei in loser Verbindung. Es verwahrte und bediente die ihm von jener für den Verkehr mit den eigenen Missionen entworfenen Ziffernschlüssel. Im Rahmen der ersten Sektion war ihm im ersten Stockwerke des Staatskanzlei­gebäudes ein kleines, an das geheime Expedit anstoßendes Zimmer einge­räumt. Hier wurden die nach den ausländischen Missionen abgehenden Diplo­maten im Chiffrieren und Dechiffrieren unterwiesen, wobei man sich der Rat­schläge des wohlerfahrenen Löschner bedienen konnte: daß Akzente und Apostrophe sicherheitshalber nicht chiffriert, die Satzschlüsse nicht regelmäßig von ganzen Reihen von Erranten (Irrtumszeichen) gefolgt sein durften, daß Anfang und Ende der Depeschen stets etwas verwickelter zu chiffrieren waren 9) Personal der Geh. Ziffernkanzlei 47 IX Interiora 6. 10) Über Dollinger vgl. W. Weckbecker, Von Maria Theresia zu Franz Josef 86. “) Vortrag 11 IX 3 Vorträge 279. 12) Mett, an Eichenfeld 28 V 25 Notenwechsel Kabinett 1. 3°

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